Fipronil-Skandal Rund 10,7 Millionen verseuchte Eier kamen nach Deutschland
Berlin · Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums sind in Deutschland wohl deutlich mehr Eier mit dem Insektizid Fipronil belastet, als bisher angenommen.
Ende Juli wurde bekannt, dass in Eiern Rückstände des Läusegifts gefunden wurden. Die Spur führte nach Belgien und in die Niederlande, wo Reinigungsmittel mit dem eigentlich in Lebensmittelbetrieben verbotenen Insektizid gefunden wurden. Millionen Eier mussten aus Supermarktregalen genommen werden, noch immer laufen Testverfahren, welche Eier und eihaltigen Produkte belastet sind.
Aus der Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage geht weiter hervor, dass sich die genaue Anzahl der in den Handel gelangten Eier nicht mit Sicherheit abschätzen lasse. "Auch hat sich zwischenzeitlich erhöhter Ermittlungsbedarf zu möglicherweise mit belasteten Eiern hergestellten Verarbeitungsprodukten ergeben", schreibt das Ressort von Agrarminister Christian Schmidt (CSU).
Zudem ist von "mangelnden Auskünften" aus den Niederlanden und Belgien die Rede. Für Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ist das ein Skandal. "Die Antwort der Bundesregierung ist ein Armutszeugnis", sagte sie. In der Koalition herrsche "weitesgehend Unwissenheit".
Dass jetzt ein intensiveres Monitoring von Lebensmitteln mit hohem Eianteil vereinbart wurde, sei ein Schritt in die richtige Richtung, doch bei Weitem nicht ausreichend. "Landwirtschaftsminister Schmidt muss den Eierskandal endlich zur Chefsache machen und die Aufklärung nicht nur den Landesministern überlassen", sagte Göring-Eckardt.
Unterdessen haben Ermittler in den Niederlanden zwei Manager festgenommen. Nach Angaben der niederländischen Staatsanwaltschaft handelt es sich um Führungskräfte des Unternehmens ChickFriend, das im Zentrum des Falls steht. Die Männer stehen unter Verdacht, bei der Säuberung von Hühnerställen bewusst das Insektengift Fipronil eingesetzt zu haben. ChickFriend soll fipronilhaltige Reinigungsmittel von einem belgischen Hersteller erhalten haben, der seine Produkte auch an Betriebe in Deutschland verkaufte.
EU beruft Krisensitzung ein
In dem Skandal beruft die EU derweil eine Krisensitzung ein. Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis erklärte am Freitag, er habe ein Treffen der zuständigen Minister sowie Behördenvertreter der betroffenen Länder vorgeschlagen. Es solle stattfinden, sobald alle Fakten auf dem Tisch liegen. Vom Eier-Skandal sind mittlerweile zwölf europäische Länder betroffen.