Neue EHEC-Todesfälle Spanien will nicht gegen Deutschland klagen

Berlin (RPO). Die spanische Regierung plant nach der Warnung vor spanischen Gurken offenbar keine Schadensersatzklage gegen Deutschland. Das bedeutet jedoch nicht, dass private Unternehmen nicht diesen Weg gehen werden. Unterdessen steigt die Zahl der Todesfälle durch den gefährlichen Darmkeim EHEC in Deutschland weiter.

Der Hamburger Senat hatte vor dem Verzehr spanischer Gurken gewarnt, nachdem EHEC auf diesem Gemüse gefunden worden war. Später hatte sich heraus gestellt, dass es sich nicht um den gefährlichen Erreger handelt, der in Deutschland eine Epidemie ausgelöst hatte.

"Ich habe nie davon gehört, dass in der spanischen Regierung eine Schadensersatzklage vorbereitet würde", sagte Spaniens Europaminister Diego Lopez Garrido am Donnerstag in Berlin.

Der spanische Europaminister Garrido schloss allerdings Klagen von privaten Unternehmen seines Landes nicht aus. Die spanische Regierung hatte Anfang des Monats rechtliche Schritte gegen die Hamburger Behörden erwogen, die im Zusammenhang mit der EHEC-Epidemie vor Gemüse aus dem südeuropäischen Land gewarnt hatten.

Garrido zufolge hat die deutsche Regierung Unterstützung bei der Imageverbesserung von spanischen landwirtschaftlichen Produkten in Deutschland zugesagt. Im Gegenzug habe sich die spanische Regierung bereit erklärt, Werbemaßnahmen für mögliche betroffene deutsche Produkte in Spanien zu starten, sagte er.

Seinen Worten zufolge ist Deutschland mit 25 Prozent der größte Abnehmer von Spaniens Gemüseexporten.

Mediziner: EHEC-Epidemie ist in einigen Wochen ausgestanden

Den Fund des gefährlichen EHEC-Erregers auf einer Gurke im Biomüll in Magdeburg hält der Chefarzt einer Leipziger Klinik für Infektiologie, Bernhard Ruf, nicht für eine neue Spur bei der Suche nach der Quelle des Darmkeims. "Sie können in vielen Biotonnen wahrscheinlich EHEC finden", sagte der Infektiologe in der ARD.

Die Essensreste brüteten in der Sommerhitze über mehrere Tage in diesen Tonnen, was die Entwicklung zahlreicher Bakterien begünstige. Der Fund bringe gar nichts auf der Suche nach der EHEC-Quelle, sagte er.

Zuvor hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mitgeteilt, dass es sich bei dem Fund nicht um eine Lebensmittelprobe handele. Damit sei bisher auf keinem Lebensmittel der gefährliche EHEC-Stamm 0104 festgestellt worden.

Ruf zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die EHEC-Epidemie in einigen Wochen ausgestanden ist. Solche Ausbrüche dauerten nicht ein halbes Jahr oder länger, sagte er. Zudem sei eine Übertragung von Mensch zu Mensch mit vernünftiger Händehygiene sehr unwahrscheinlich.

Bundesweit mehr als 2800 Menschen an HUS oder EHEC erkrankt

Die Zahl der übermittelten EHEC-Fälle ist nach RKI-Angaben seit Anfang Mai auf 2086 gestiegen. An dem gefährlichen Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) sind inzwischen 722 Personen erkrankt. Die gemeldeten Daten lassen laut RKI eine Abschwächung der Erkrankungswelle erkennen. Bundesweit ist die Zahl der Todesopfer nach Angaben des Instituts (Stand Donnerstagvormittag) auf 26 gestiegen. Demnach starben 18 Menschen im Zusammenhang mit dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). Acht weitere Todesopfer waren mit EHEC infiziert.

Unterdessen müssen Schwangere nach Ansicht von Experten nicht mehr grundsätzlich auf rohes Obst und Gemüse verzichten. Lediglich rohe Tomaten, Gurken und Blattsalate sollten weiterhin gemieden werden, teilte die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin mit. Die Gesellschaft hob damit einen entsprechenden Warnhinweis von Ende Mai auf.

(apd/pes-)
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