Die Jagd nach EHEC-Ursache Wann darf die Gurke wieder auf den Teller?

Düsseldorf (RPO). Tomaten, Gurken, Salat, Sprossen - darauf sollen Verbraucher aufgrund der EHEC-Welle verzichten. Doch die Quelle für die Infektionen ist noch immer nicht gefunden. Und je länger die Suche dauert, umso unwahrscheinlicher wird es, dass sie je ausfindig gemacht wird. Was bedeutet das aber für den Verzehr von Gemüse?

EHEC in Sprossen? Betrieb in Niedersachsen gesperrt
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Düsseldorf (RPO). Tomaten, Gurken, Salat, Sprossen - darauf sollen Verbraucher aufgrund der EHEC-Welle verzichten. Doch die Quelle für die Infektionen ist noch immer nicht gefunden. Und je länger die Suche dauert, umso unwahrscheinlicher wird es, dass sie je ausfindig gemacht wird. Was bedeutet das aber für den Verzehr von Gemüse?

Es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, die diverse Forscher derzeit versuchen. Es wird abgeglichen, was die EHEC-Patienten gegessen haben, wo es Gemeinsamkeiten geben könnte. Und in den ersten Studien des Robert-Koch-Instituts (RKI) fiel vor allem auf, dass die Patienten häufiger rohe Tomaten, Gurken und Salate gegessen hatten als gesunde Testpersonen.

Dementsprechend gab das RKI gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine sogenannte Verzehrempfehlung heraus. Demnach sollen die Verbraucher auf den rohen Verzehr solcher Gemüsesorten insbesondere aus Norddeutschland verzichten, "bis zur Aufklärung der genauen Ausbruchsursache", wie es auf der Webseite des BfR heißt. In diesem Fall beruhe die Verzehrempfehlung auf einer Fall-Kontroll-Studie, erklärt Miriam Ewald vom BfR unserer Redaktion.

Einbruch beim Obst- und Gemüseabsatz

Doch was ist, wenn die Ursache nie gefunden wird? Bleibt dann diese Empfehlung bestehen? Schließlich ist schon jetzt der Absatz von Obst und Gemüse in der Bundesrepublik massiv gesunken - um 30 bis 40 Prozent, wie der Handelsverband Deutschland der "Bild"-Zeitung sagte. Landwirte müssen tonnenweise ihre Waren wegwerfen, und ein Ende des Verbraucherboykotts ist nicht in Sicht. Denn manch einer fragt sich, wann er überhaupt wieder Gemüse essen kann. Das BfR aber betont, dass der "vorbeugende gesundheitliche Verbraucherschutz stets Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben muss".

Beim Verbraucherschutzministerium NRW heißt es, dass die Verzehrempfehlung nicht auf Dauer Bestand haben wird. "Wir haben zum Beispiel am Freitag eine Empfehlung herausgegeben, dass man auf Rohkost verzichten sollte", erklärt Pressesprecher Frank Seidlitz gegenüber unserer Redaktion. Wenn man davon ausgehen könne, dass die Ursache gefunden sei, dann werde die Verzehrempfehlung zurückgenommen.

Und das geschehe auch dann, wenn die Quelle nicht ausfindig gemacht wird. Schließlich, so Seidlitz, habe es in den vergangenen Jahren auch andere Fälle von EHEC-Infektionen gegeben, wo die Quelle nicht gefunden werden konnte. Dabei gelte es, die akute Phase abzuwarten und Vorsorge zu treffen. "Wir in NRW fahren deshalb zweigleisig", sagt Seidlitz. Einerseits gebe es die Verzehrempfehlungen, andererseits würden aber auch Lebensmittelproben genommen, um den Vertrauensverlust der Verbraucher wieder herzustellen. Wie auf der Webseite des Landesamtes für Verbraucherschutz zu sehen ist, wurden bis Montag 583 EHEC-Proben untersucht, doch nicht wurde positiv getestet.

Wenn die Waren nicht mehr im Umlauf sind

Auch beim Bundesinstitut für Risikobewertung, dass ebenfalls Verzehrempfehlungen herausgibt, wird ähnlich verfahren. Entwarnung gebe es dann, wenn die Quelle ausfindig gemacht wurde und sichergestellt sei, dass die Waren, von denen ein Infektionsrisiko ausgehe, sich nicht mehr im Umlauf befänden, erklärt Miriam Ewald.

Die Aufhebung der Empfehlung könne aber auch erfolgen, wenn die Zahl der Erkrankungen so stark abnimmt, dass "von einem Erlöschen des Ausbruchsgeschehens ausgegangen werden kann", so Ewald. Und das gibt zumindest Hoffnung, denn die Zahl der Neuerkrankungen schein rückläufig zu sein.

Vollständige Entwarnung aber wird es wohl nie geben - so wie etwa bei BSE. Noch heute heißt es auf der Webseite des BfR, dass es bis heute keine Belege dafür gebe, dass Infektionen durch Muskelfleisch von Schlachttieren auf den Mensch übertragbar seien. Wegen der noch offenen Fragen, bestünde weiterhin ein "nicht quantifizierbares Restrisiko". Und wer das für sich ausschließen wolle, solle auf den Verzehr von Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch verzichten.

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