Expertin Stubenhocker sind besonders unfallgefährdet

Berlin (RPO). Stubenhocker im Kindesalter sind stärker von Verletzungen durch Unfälle bedroht als ihre aktiveren Altersgenossen. "Wenn ein Kind, das den ganzen Tag vorm Fernseher oder dem Computer sitzt, dann mal rausgeht, verletzt es sich auch häufiger", sagte Stefanie Märzheuser, Kinderchirurgin an der Berliner Charité, am Donnerstag.

Zudem zeigten die regelmäßigen Schuluntersuchungen eine deutliche Zunahme des Durchschnittsgewichts der Kinder sowie Probleme mit der Motorik. "Bei den Tests fällt auch auf, dass Kinder heute weniger beweglich sind", sagte Märzheuser.

Viel mehr als Infektionskrankheiten seien daher Unfälle "der größte Risikofaktor" für Kinder und Jugendliche. Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder", der Märzheuser vorsteht, verletzen sich jährlich mehr als 200.000 Kinder unter 15 Jahren so schwer, dass sie ärztlich versorgt werden müssen. Die Hälfte der Unfälle entstehe durch Stürze, sagte sie

In der warmen Saison komme es in Großstädten etwa häufiger zu Fensterstürzen. "Kinder der Altersgruppe null bis fünf empfinden die Höhe nicht als Gefahr, weil sie kein so gutes Tiefenschärfesehen haben", sagte Märzheuser. Zusätzlich liege ihr Körperschwerpunkt aufgrund des schweren Kopfes anders als bei Erwachsenen. "In dem Moment, wo das Kind aus dem Fenster schaut, kann das schon zum Sturz führen." Jährlich stürben rund 50 Kinder in Deutschland auf diese Weise.

Märzheuser appellierte an die Eltern, entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Zugleich regte sie an, Sportanlagen und Spielplätze auf Schulhöfen auch abends zu öffnen, "um den Kindern in der Stadt auch Bewegungsraum zu geben".

Zwar haben tödliche Kinderunfälle der Chirurgin zufolge in den vergangenen Jahren abgenommen. Doch würden heute deutlich mehr Kleinkinder in den Kliniken vorgestellt als je zuvor. "Einerseits kann es sein, dass die Unfälle tatsächlich zugenommen haben, andererseits, dass die Eltern unsicherer sind und mit kleineren Verletzungen in die Notaufnahme kommen", mutmaßte Märzheuser.

(AP/felt)
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