Pollenalarm noch bis September Allergien nicht hilflos ausgeliefert

Düsseldorf · Es herrscht Hochkonjunktur für alle Triefnasen. Die Symptome quälen Kinder wie Erwachsene gleichermaßen: juckende und tränende Augen, Niesreiz, verstopfte Nase, Husten, Atemnot. Was hilft den Geplagten? Die Flucht nach drinnen? Das Schlafen bei geschlossenen Fenstern?

Tipps für Pollenallergiker
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Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Noch bis September mindestens sind Heuschnupfengeplagte auf der Flucht vor dem gelben Staub. Sie stecken je nach Pollenallergie schon seit Dezember in der Krise. Ausgelöst wird Heuschnupfen durch Pollen, verschiedener Bäume, Sträucher, Gräser , Getreide oder Kräuter. Sobald sie mit den Schleimhäuten in der Nase oder am Auge in Berührung kommen, schlägt bei Allergikern der Köper Alarm und löst verschiedenste Reaktionen aus.

Wichtig: Nicht zu lange warten

Diese reichen von Fließschnupfen über verstopfte Nasen, Husten, entzündete Augen oder Hautekzeme bis hin zu Atemnot. Ein Viertel der deutschen Bevölkerung leidet nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes an Heuschnupfen. Diagnostizieren kann eine solche Überreaktion des Immunsystems jeder Arzt, der die Zusatzbezeichnung Allergologe trägt. Das können Hautärzte sein, Hals-, Nasen-Ohrenärzte, Internisten oder Pneumologen. "Auswählen sollte der Geplagte den Arzt seines Vertrauens nach seinen Symptomen", rät Sonja Lämmel, wissenschaftliche Beraterin beim Deutschen Allergie- und Astmabund.

Einer der wichtigsten Tipps: Nicht lange warten, wenn der Verdacht besteht, dass man an einer Allergie leidet. Wer früh reagiert, kann Schlimmeres verhindern. Dazu zählt zum Beispiel ein Etagenwechsel. Was als Fließschnupfen beginnt, kann nach einiger Zeit zum Reizhusten und später zum Asthma führen. Wer seine Antihistaminika erst nimmt, wenn es gar nicht mehr anders geht, der riskiert, dass eine lokale Entzündung letztlich den Etagenwechsel, also die Entzündung weiterer Bereiche verursacht. Schlimmstenfalls kann der Kontakt mit einem Allergen sogar zum anaphylaktischen Schock führen, der wiederum tödlich enden kann.

Wer seine Allergie nicht leidvoll ertragen will, sondern dagegen vorgehen will, der hat viele Möglichkeiten:

Allergenkarenz

Am sichersten bei Allergien jeder Art ist das Meiden der Allergene. Das allerdings ist oft nicht möglich. Pollenallergiker müssten während der Blütezeit der Pollen,auf die sie reagieren in Klimazonen verreisen, in denen die entsprechende Pflanze nicht blühen oder noch besser: in denen die Pflanze gar nicht vorkommt. Linderung erfahren Allergiker häufig im Hochgebirge oder an Küsten und Inseln.

Spezifische Immuntherapie (SIT) oder Hyposensibilisierung

Die Spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, ist die einzige Behandlungsmethode, die an der Ursache ansetzt. Sie funktioniert ähnlich einer Impfung und wird in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Ziel ist dabei, den Körper gegen das Allergen unempfindlich zu machen. Dem Allergiker wird dabei anfangs wöchentlich, später monatlich in steigender Dosierung das Allergen unter die Haut im Oberarm gespritzt, auf das er reagiert. Das Immunsystem des Körpers lernt durch den immer wieder verabreichten Allergieauslöser weniger abwehrend zu reagieren.

Verabreicht werden kann das Allergen mit der Nadel - subkutan - oder auch mit einer Tablette oder per Tropfen - sublingual. Am erfolgversprechendesten ist allerdings der Nadelpiks. Bis zu zwölf Jahre kann der Patient danach ohne Beschwerden sein. Für die subliguale Therapie stehen nach Auskunft des Deutschen Allergie- und Asthmabundes nicht alle Pollenallergene zur Verfügung.

Gegen Gräserpollen kann man sich, sagt Sonja Lämmel vom Allergiebund, auch erfolgreich mit der Tablette hyposensibilisieren lassen. Zur sublingualen Therapie gibt es derzeit noch zu wenige Studien, die belegen, wie lange die Hyposensibilisierung dann anhält.

Eine Hyposensibilisierung sollte von einem allergologisch erfahrenen Arzt durchgeführt werden. Die Hyposensibilisierung ist eine der wirksamsten Behandlungsmethoden in der Allergologie. In rund 80 Prozent der Fälle führt sie zum Erfolg. Man kann auf diesem Wege nicht nur gegen die bestehende Allergie vorgehen, sondern ist danach weniger anfällig für das Entstehen neuer Allergien. Heuschnupfen geht nach einer Hyposensibilisierung weniger oft in Asthma über.

Voraussetzungen für eine Hyposensibilisierung

Alle Pollenallergien eignen sich für eine Hyposensibilisierung. Um gegen eine Allergie vorgehen zu können, muss der Auslöser eindeutig identifiziert sein. Sinnvoll ist eine Hyposensibilisierung immer dann, wenn der Allergieauslöser nicht gemieden werden kann. Nachteil dieser Behandlung: Der Patient muss sehr motiviert sein, denn die Therapie muss über meist drei bis fünf Jahre konsequent durchgeführt werden.

Die gute Nachricht dabei ist, dass die Abstände zwischen der Gabe des Allergieauslösers immer größer werden. Je jünger der Patient, desto günstiger sind die Prognosen darüber, ob die Hyposensibilisierung nachhaltig zum Erfolg führt. Grund ist, dass dann noch keine chronischen Veränderungen eingetreten sind, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Das Immunsystem von Kindern ist zudem noch besonders lernfähig. Kinder sollten fünf bis sechs Jahre alt sein.

Mögliche Nebenwirkungen

Jeder, der sich dem dauernden Nadelpiks hingibt, hofft auf rasche Besserung. Doch nicht immer bekommt er die auf Anhieb. Statt dessen können zu den existierenden Symptomen Nebenwirkungen hinzu kommen. Möglich sind leichte örtliche Reaktionen an und um die Einstichstelle. Relativ häufig sind zum Beispiel leichte Schwellungen.

Kommt es zu starken Schwellungen, wird der Patient nach der nächsten Behandlung länger zur Nachbeobachtung in der Praxis bleiben müssen. Der Griff zum Kühlakku hilft meist, um das Ausmaß der Beule zu verringern. Helfen können bei solchen Nebenwirkungen auch Antihistaminika, also klassische Antiallergiemittel, oder im schlimmsten Falle ein Kortisonpräparat.

Bei weniger als jeder tausendsten Spritze haben Patienten mit allgemeinen Reaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag, Unwohlsein oder Husten, Atemnot, Herzklopfen oder Schwindel zu tun. Im worst case kann es vor allem bei Patienten, die neben der Allergie auch noch an einer anderen Krankheit leiden, zu einem Kreislaufschock kommen. Deshalb werden Patienten, die eine Hyposensibilisierung durchführen dazu angehalten, noch mindestens 30 Minuten nach der Spritze in der Praxis zu bleiben.

Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung dient zur Linderung und Vermeidung der Heuschnupfen-Symptome und zur Behandlung der entzündlichen Schleimhautschwellungen. Eingesetzt werden je nach Ausprägung der Allergie und der Symptome Antihistaminika oder Kortisonpräparate. nicht mehr ganz dem Stand der Forschung entspricht nach Auskunft des Deutschen Allergie- und Asthmabundes die Behandlung mit Mastzellen, die von manchen Ärzten aber auch noch verordnet werden.

Die klassischen Antihistaminika sind rezeptfrei in den Apotheken erhältlich. Cortikoidhaltige Nasensprays sowie entzündungshemmende oder bronchienerweiternde Sprays sind verschreibungspflichtig und helfen lokal an den betroffenen Stellen.

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