Würzburger Studie über Depressionen Verstärkter Schmerz nach Operationen

Würzburg (RPO). Patienten mit Depressionen haben nach operativen Eingriffen stärkere Schmerzen als psychisch nicht belastete Personen. Das haben Würzburger Forscher festgestellt, die 492 Patienten im Rahmen eines orthopädischen Eingriffs untersucht haben. Die von Depressionen betroffenen Patienten haben danach nicht nur mehr Schmerzen, sondern auch mehr Nebenwirkungen durch Schmerzmedikamente.

 Viele Frauen sind bedroht.

Viele Frauen sind bedroht.

Foto: Sara Kühn

Allerdings profitieren sie auch stärker als andere von einer standardisierten Schmerztherapie. Ihre Studie veröffentlichen die Wissenschaftler um Sascha Goebel von der Orthopädischen Klinik der Universität Würzburg in dem Fachmagazin "Der Schmerz" (Band 24, S. 54-61). Das Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass vier Millionen Deutsche von einer Depression betroffen sind und dass gut zehn Millionen Menschen bis zum 65. Lebensjahr eine Depression erlitten haben.

Der Zusammenhang zwischen Schmerz und Depression wurde bislang oft mit experimentellen Schmerzreizen untersucht. Die Würzburger Forscher verfolgten jetzt einen neuen Ansatz: Sie prüften den Zusammenhang zwischen Schmerzen nach einer Operation und dem Vorliegen einer Depression. Die Forscher schlossen in ihrer Studie 492 Patienten zwischen 18 und 79 Jahren ein, die sich einem orthopädischen Eingriff unterziehen mussten.

Schmerzintensität regelmäßig gemessen

Sie teilten sie in zwei Gruppen ein: Die eine Gruppe erhielt eine unsystematische Schmerztherapie nach Bedarf, die andere eine standardisierte Schmerztherapie, zu der etwa ein Schmerztropf nach dem Eingriff gehört. Vor der Operation wurde ermittelt, ob der Patient an einer Depression leidet. Betroffen waren am Tag der OP in den beiden Gruppen 14,5 Prozent beziehungsweise 17,3 Prozent.

Nach der Operation wurde regelmäßig die Schmerzintensität gemessen. Die Patienten wurden an den ersten beiden Tagen alle zwei Stunden, danach bis zum zehnten Tag alle vier Stunden gebeten, die Stärke ihres Schmerzes anzugeben. Die Skala reichte dabei von 1 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz). Außerdem wurde festgehalten, ob und welche Nebenwirkungen der Schmerzmedikation auftraten.

Die Patienten mit Depressionen gaben ein höheres Schmerzniveau an als Nicht-Depressive: Direkt nach der Operation lag der Mittelwert in der Gruppe mit Bedarfsmedikation bei Depressiven bei 4, bei den psychisch Unbelasteten bei 2,4. In der Gruppe mit der standardisierten Therapie lagen die Werte bei 2,3 (Depressive) und 1,5 (Nicht-Depressive).

Häufigere Beschwerden bei Depressiven

Auch an den folgenden Tagen gaben depressive Patienten höhere Schmerzniveaus an. Schmerzmittelbedingte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kreislauf- und Verdauungsbeschwerden traten bei Depressiven häufiger auf als bei Nicht-Depressiven. Allerdings profitierten sie auch deutlicher von der standardisierten Therapie.

Die Autoren empfehlen daher, Patienten vor Operationen standardmäßig mit Fragebogen auf eine mögliche depressive Erkrankung zu testen und die Schmerztherapie entsprechend anzupassen. Wegen der häufigeren Nebenwirkungen von ganzkörperlich wirksamen Schmerzmedikamenten raten sie dazu, bei depressiven Patienten vermehrt regionale Anästhesieverfahren anzuwenden und gegebenenfalls eine Schmerzreduktion durch begleitende Psychotherapie oder Psychopharmaka zu bewirken.

(DDP/nbe)
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