Familienfeste, Geburtstage, Hochzeiten Kinder bitte draußen bleiben – geht’s noch?

Meinung | Düsseldorf · Darf man zur Hochzeit oder Geburtstagen einladen und auf die Karte schreiben: Kinder unerwünscht? Darüber wird bei Tiktok diskutiert – und in vielen Freundeskreisen. Warum es dazu keine zwei Meinungen geben kann.

 Alkohol gehört auf vielen Feiern dazu - sind sie deshalb kinderfreie Zone?

Alkohol gehört auf vielen Feiern dazu - sind sie deshalb kinderfreie Zone?

Foto: Pexels/cottonbro studio

Kinder sind ein Geschenk – Umtausch allerdings ausgeschlossen. So ließe sich die ganze Debatte augenzwinkernd zusammenfassen. Ja, die lieben Kleinen können auch ganz schön die Nerven strapazieren, vor allem wenn es nicht die eigenen sind. Oder man selbst kinderlos ist. Da lässt es sich leicht schimpfen über das trampelnde Nachbarskind, das ach so wenig Erziehung genießt. Oder den gluten-unverträglichen Kindergartenfreund, den seine Helikopter-Eltern für hochbegabt halten. Im Normalfall aber lässt sich das ausblenden, ignorieren oder auf Abstand halten. Im Hausflur oder auf dem Gang in die Kita lächeln, grüßen, vielleicht ab und an eine höfliche Bemerkung – das war‘s.

Doch dann gibt es Anlässe, die zwingend zu Entscheidungen und möglicherweise Konfrontationen in der K-Frage führen. Ein runder Geburtstag, die eigene Hochzeit oder die Einweihungsparty: Darf ich Einladungen versehen mit dem Hinweis „Kinder unerwünscht“? Darüber wird derzeit in Sozialen Medien und Freundeskreisen diskutiert. Anlässe zum uneingeschränkten Feiern gibt es seit Ende der Corona-Pandemie schließlich wieder genug, einiges wird jetzt sogar vielleicht erst nachgeholt. Verändert haben sich Feierlichkeiten aber nicht erst durch das Virus.

Die Instagramisierung des Privatvergnügen hat einiges dazu beigetragen, dass heutzutage tendenziell groß aufgefahren wird. Das fängt bei der Planung an und hört am Häppchenbuffet nicht auf. Nicht nur, dass Mettigel und Käse-Trauben-Spieße angesichts ihrer mittelmäßigen Ästhetik weitgehend ausgedient haben (Hochzeiten ohnehin ausgenommen). Wichtig ist immer öfter: das Drumherum. Da werden Motto- und Farbkonzepte gewählt, Eventagenturen beauftragt, Hashtags erfunden. Kinder können da zu Störfaktoren werden. Diesen Eindruck erwecken Einladungen in eigenem Design, die Kinder explizit ausladen.

Darauf angesprochen folgen häufig Argumente wie: Kinder langweilen sich sowieso nur, Kinder machen vieles chaotischer, Kinder halten Eltern vom entspannten Feiern ab und so fort. Ehrlich wäre: Offen zu sagen, dass man selbst etwas gegen Kinder hat, im Allgemeinen oder eben im Speziellen gegen den Nachwuchs im eigenen Umfeld. Insofern ja, eine explizite oder gar pauschale Ansage à la „Kinder unerwünscht“ ist kinderfeindlich. Kinder gehören zu Familienfeiern, was Hochzeiten und Geburtstage nun einmal sind. Kinder auszuladen kann Beziehungen belasten und Gefühle verletzten, die man selbst als kinderlose Person vielleicht nicht nachvollziehen kann.

Trotz alledem gibt es Anlässe, an denen Erwachsene eher unter sich bleiben sollen oder wollen: Die Einweihungsparty der Eigentumswohnung oder die Silvesterparty kann ein Beispiel sein. Wenn es laut, voll und alkoholhaltig wird, werden Eltern womöglich von allein drauf kommen, dass das keine kinderfreundliche Umgebung ist. Wer sichergehen will, kann das im Vorfeld klarstellen. Ein persönlicher Hinweis ist da aber allemal besser als jede Warnung in einer Einladungskarte oder Rundmail.

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