„Paradise Now!" in der Johanneskirche Die Party ihres Lebens

Düsseldorf · Kein Sakralkitsch: Uraufführung von Wolfgang Abendroths Oratorium „Paradise Now!“ beim Düsseldorf-Festival in der Johanneskirche.

 Szene aus „Paradise Now!" in der Johanneskirche.

Szene aus „Paradise Now!" in der Johanneskirche.

Foto: Szene aus "Paradise Now!" in der Johanneskirche.

Welch wundersamer Garten! Er lebt und webt und wogt. Er ruft und singt mit vielen Stimmen: „Adam, komm doch rüber!“ Die Natur ist im Urzustand, das erste Menschenpaar noch ganz kindlich. Willkommen im Paradies, genauer gesagt im Musical „Paradise now“, das in der Johanneskirche seine Uraufführung erlebte.

So jung, so frisch und optimistisch wie jetzt beim Düsseldorf-Festival wurde die älteste Geschichte der Menschheit wohl noch nie erzählt: als Gleichnis für das Erwachsenwerden, in dem der Biss in den Apfel den Schritt in ein zwar mühevolles, aber auch selbstbestimmtes Leben markiert. Das neue Stück des Komponisten und Johanneskirchen-Kantors Wolfgang Abendroth, inspiriert vom Kinderbuch „Adam und Eva“ von Martin Baltscheit, entwickelte sich durch die Regie des Tänzers Takao Baba zu einer Tanz-Performance voller Fantasie.

Wer jetzt von Dschungelbuch-Magie schwärmt, trifft ins Ziel und doch knapp daneben. Zum berührenden Erlebnis wird der Abend durch die Kinder und Jugendlichen der Akademie für Chor und Musiktheater an der Johanneskirche, unterstützt von drei jungen Mitgliedern vom Tanzhaus NRW. Was sie singend und tanzend leisten, verströmt einen eigenen Zauber. Spielerisch und semiprofessionell zugleich, verwandeln sie sich in Pflanzen und Tiere, formieren sich zur großen Schlange, feiern auf der Bühne die Party ihres Lebens. So hart sie alle für diese Aufführung geprobt haben müssen: Nichts wirkt gedrillt.

Alles passt an diesem Abend: die ausgesprochen gestische Musik von Wolfgang Abendroth, die Atmosphäre schafft, ohne bedeutungsvoll den Zeigefinger zu heben. Das Lichtdesign von Malte Lehmann, das mit starken Farben die Natur zitiert. Die Trickfilme von Christoph Mett und das zwölfköpfige Instrumentalensemble, das zwischen Kammerorchester und Jazzband oszilliert. Das Dirigat von Justine Wanat hält alles zusammen. Adam und Eva treten zunächst als Kinder auf (Derin Weißer und Marie-Sophie Tétard), dann als Jugendliche (Julius Behrens und Elise Carlotta Kliesow) und als Erwachsene (Tomas Kildisius und Julia Wirth).

Bei aller Emphase hält „Paradise now“ Abstand vom Sakralkitsch. In Erinnerung bleibt die glückreiche Verbindung von Optimismus und jugendlichem Elan – ein Lichtstrahl in problembeladener Zeit.

Termine www.duesseldorf-festival.de

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