US-Rapper Zwischen Taktgefühl und Anmaßung: Jay-Z in Köln

Köln · Des Größenwahns nicht unverdächtig hat er sein neues Album "Magna Carta Holy Grail" genannt – und im Titelsong erzählt Jay-Z, wie seine Tochter ihm den Auftrag erteilte, den Versagern da draußen einmal mehr zu zeigen, wer der Größte ist.

Des Größenwahns nicht unverdächtig hat er sein neues Album "Magna Carta Holy Grail" genannt — und im Titelsong erzählt Jay-Z, wie seine Tochter ihm den Auftrag erteilte, den Versagern da draußen einmal mehr zu zeigen, wer der Größte ist.

Macht er dann. "I'm the nigga", rappt Jay-Z in Köln. 13 000 Fans sind in die Arena gekommen, um sich das noch einmal sagen zu lassen.

"U don't know" heißt der erste Song, der ist aus der Zeit, als Jay-Z sich noch auf sein Kerngeschäft, nämlich Rap, konzentrierte. "I sell ice in the winter, I sell fire in hell" — so nahm er damals schon seinen unaufhaltsamen Aufstieg vorweg, der ihn zum steinreichen Basketballklub-Besitzer und Ehemann von Popsängerin Beyoncé Knowles machte.

Die ist an diesem Abend nicht gekommen, dafür hat Jay-Z den Produzenten-Superstar Timbaland auf einer Plattform abgestellt und lässt sich fleißig mit Beats versorgen, zu denen Tausende den ganzen Abend über tanzen.

Jay-Z schlendert derweil anmutig, er hat sich eine Bühne bauen lassen, die so aufgeräumt ist wie der Wartebereich in der Notaufnahme. Dieser Raum stellt ihn aus und sonst nichts. Natürlich, rappen kann er immer noch, wie kein Zweiter beherrscht er den Spagat zwischen Taktgefühl und Anmaßung. Darum ist sein Platz heute nicht mehr die Straße, sondern die Weltgeschichte, so jedenfalls sieht er das. Der 43-Jährige ist der Kurator seiner selbst, er verortet sich irgendwo zwischen Pablo Picasso und Michael Jackson und zuletzt performte er sechs Stunden lang in einer Galerie, um sich endgültig in die Kunstwelt einzuschreiben.

In Köln spielt er nur knappe zwei Stunden, seine Hymne "Empire State of Mind" ist unter den Zugaben und zum Höhepunkt des Abends besingen alle den Sehnsuchtsort New York. Dorthin wird er zurückkehren und seine Tochter beruhigen: Papa ist der Größte.

(RP)
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