London Kunstschatz verkauft, Baumarkt gerettet

London · Londoner Auktion brachte 66 Millionen für Werke der Sammlung Essl.

Gerhard Richter gilt als einer der teuersten Künstler der Gegenwart. Doch nicht auf alle seine Werke stürzen sich Liebhaber und Investoren mit Begeisterung. Das musste Kunstsammler Karlheinz Essl in London erfahren, wo am Montagabend einige seiner Schätze zum Verkauf standen. Ausgerechnet die Versteigerung des am höchsten geschätzten Bildes lief mäßig: Für Richters "Netz" wollte im Auktionshaus Christie's zunächst niemand das geforderte Mindestgebot berappen. Erst nach der Auktion schlug ein Bieter zu, der zuvor im Saal gesessen hatte. Für sieben Millionen Euro bekam er das abstrakte Bild, das doch bis zu 12,6 Millionen einbringen sollte.

Besonders gut liefen hingegen fünf Bilder von Sigmar Polke, zusammen brachten sie 20,6 Millionen Euro - die " großartigste Gruppierung von Polke-Werken, die je bei einer Auktion angeboten wurde", hieß es bei Christie's voller Stolz. Mit knapp 60 Millionen Euro lag der Gesamterlös der Auktion im Bereich des Erwarteten, dazu kommt noch der späte Verkauf von Richters "Netz".

"Es fällt meiner Frau und mir nicht leicht, uns von diesen Werken zu trennen", gab der Sammler in seinem Statement zu. Über 50 Jahre haben er und Agnes Essl eine der bedeutendsten Privatsammlungen Europas zusammengetragen, rund 7000 zeitgenössische und Nachkriegs-Kunstwerke sind im Essl Museum im österreichischen Klosterneuburg bei Wien zu sehen.

Dessen Zukunft war über Monate ungewiss, denn die von Essl gegründete Baumarkt-Kette Baumax steckt in finanziellen Schwierigkeiten und braucht dringend frisches Geld. Essl hatte seine wertvolle Sammlung schon dem österreichischen Staat angeboten, der aber ablehnte. Als Retter in der Not erschien der Industrielle Hans Peter Haselsteiner. Der kaufte die Sammlung für etwa 100 Millionen Euro und brachte sie in eine neue GmbH ein, die zu 60 Prozent ihm, zu 40 Prozent Essl gehört.

Zur Refinanzierung des Ankaufs musste Essl sich von einigen Juwelen seiner Sammlung trennen und hat sein Ziel erreicht. "Es ist bisher alles nach Plan gelaufen", sagte ein Sprecher des Essl-Museums. Wie es weitergeht, ließ er offen. "Wir befinden uns in der Konsolidierungsphase der neuen GmbH." Klar sei, dass die Güte der Sammlung nicht gelitten habe. Unter den 7000 Werken seien solche von vielen großen Künstlern wie Neo Rauch, Kiefer, Baselitz, Lüpertz, Gursky und Jörg Immendorff zu finden.

(dpa)
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