Fotograf LaChapelle Provokateur, Visionär, Künstler

Düsseldorf/Hannover (RPO). David LaChapelle ist einer der einflussreichsten Fotokünstler unserer Zeit. Nun ist in Hannover eine Reihe bislang unveröffentlichter Werke des US-Amerikaners zu sehen. "Earth Laughs in Flowers" zeigt Natur anstelle von Stars.

Bildband feiert Vulgär-Fotografie von David LaChapelle
10 Bilder

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Normalerweise erwartet man von David LaChapelle Bilder, die provozieren oder verstören. Seine neuen Werke aus der Reihe "Earth Laughs in Flowers", die in der Kestnergesellschaft in Hannover zu sehen sind, bereichern das Werk des Fotografen um einen neuen Aspekt.

Die großformatige Stillleben dieser Serie mit Titeln wie "The Lovers", "Concerning the Soul", "Risk" oder "America" zeigen zweifellos eine neue Seite des Künstlers. Die neuesten Arbeiten zeigen eine Nähe zu barocken Blumenstillleben. Anstelle menschlicher Körper zeugen Pflanzen, Früchte und Objekte von der Endlichkeit und vom Hochmut des Lebens, von seinen Obsessionen und Zwängen, von Lust und Leid. Immer wieder werden moderne Elemente wie Handys in das Arrangement integriert.

Damit knüpft er an das Prinzip der Überzeichnung an, das er schon bei zahlreichen Porträts von Berühmtheiten wie Madonna, Pamela Anderson oder Michael Jackson angewendet hat, mit denen LaChapelle seit den 1990er Jahren selbst zu großer Bekanntheit gelangt ist. Bei diesen Porträts sind neben einer Angst vor der Leere, einer Vorliebe für schlechten Geschmack, einer Schönheit, die ins Hässliche kippt, bereits immer kunsthistorische Referenzen auszumachen.

Im Sinne der Vanitas-Darstellungen, die Vergänglichkeit und Eitelkeit symbolisieren, kann auch der Titel der Serie und der Ausstellung gelesen werden: Das Zitat "Earth laughs in Flowers" entstammt dem Gedicht "Hamatreya" von Ralph Waldo Emerson, in dem es heißt, die Erde lache in Blumen angesichts der anmaßenden Haltung der Menschen, die meinen sie zu besitzen, letztendlich aber vergänglich sind und wieder in die Erde eingehen.

Der Titel spricht aber auch von einer affirmativen und alles annehmenden Haltung wie LaChapelle sie selbst formuliert und mit seiner Bildsprache im Sinne des Pop umzusetzen sucht. Seine Arbeiten sollen einbeziehend und leicht verständlich sein, sich an ein sehr breites Publikum wenden.

Das gelingt durch Strategien, die mediale Inszenierungen überhöhen wie bei den Porträts oder aber durch Motive, die allgemein und kulturell verankert sind wie in der ebenfalls in der Ausstellung gezeigten Serie "Jesus is My Homeboy" (2003): Mit Menschen von der Straße inszeniert LaChapelle Szenen aus dem Leben Jesu, die in ihrer lebensnahen, zeitgenössischen Umsetzung verblüffen.

David LaChapelle: "Earth laughs Flowers"; bis zum 08. Mai 2011 in der Kestnergesellschaft Hannover

(ndi/top)
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