"Der Blaue Engel" feiert 75-jähriges Jubiläum Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt

Berlin (rpo). "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, ja das ist meine Welt und sonst gar nichts." So bekannt dieses Lied ist, so bekannt ist auch die Szene dazu: Marlene Dietrich als Barsängerin Lola mit rauchiger Stimme und mit Strapsen bekleidet vor der Hafenspelunke. Am 1. April 1930 feierte der Film-Klassiker "Der Blaue Engel" im Gloria Palast in Berlin Premiere - und die bisher völlig unbekannte Dietrich stieg über Nacht zum Weltstar auf.

Die Handlung: Professor Rath (Emil Jannings) unterrichtet seit 26 Jahren am örtlichen Gymnasium. Seine Schüler behandelt er wie Erzfeinde, was ihm den Spitznamen "Unrat" eingebracht hat. Dann ertappt er die Jungen beim Besuch im Varieté. Der Lehrer redet sich ein, es sei seine Pflicht, seine Schützlinge vor der Sängerin Lola Fröhlich zu bewahren. Doch dabei gerät er selbst in den Bann der verführerischen Frau - und verliebt sich in diese. Von da an kommt der vom Menschenfeind zum leidenschaftlichen Liebhaber mutierte Pädagoge Abend für Abend in den "Blauen Engel".

Der Professor schmeißt all seine Grundsätze über den Haufen: Er verlässt die Schule, heiratet Lola und schließt sich der Künstlergruppe seiner Angebeteten an. Zudem lässt er sich überreden, im Clownskostüm als "Dummer August" aufzutreten. Während einer für ihn entwürdigenden Vorstellung in seiner Heimatstadt entdeckt er, dass Lola ihn mit dem Artisten Mazeppa (Hans Albers) betrügt. Nach einer Schlägerei mit seinem Rivalen flüchtet er in sein ehemaliges Klassenzimmer - wo er tot zusammenbricht.

Der frühe Kultfilm "Der Blaue Engel" basiert auf Heinrich Manns Roman "Professor Unrat" von 1904. Bis zur Hochzeit des Schulprofessors stimmt die Filmhandlung mit der Romanvorlage überein. Ab dann erzählen die Drehbuchautoren eine eigene Geschichte - und machen aus der Gesellschaftssatire Manns ein Melodram. Der deutsche Filmklassiker beschreibt die Stimmung in der Weimarer Republik kurz vor der Machtergreifung Adolf Hitlers.

Für "Der Blaue Engel" engagierte Produzent Erich Pommer den aus Österreich stammenden Hollywood-Regisseur Josef von Sternberg. Zudem schlug er den auch in den USA erfolgreichen deutschen Schauspieler Emil Jannings als Zugpferd vor. Dieser hatte bereits 1923 mit Mann über eine Verfilmung des Romans gesprochen. Mann hätte gern Trude Hesterberg in der Rolle der Lola gesehen. Gegen den Rat von Pommer und Jannings engagierte von Sternberg jedoch eine völlig unbekannte Berliner Schauspielerin, die er 1929 in dem Revuestück "Zwei Krawatten" gesehen hatte: Marlene Dietrich.

(afp)
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