Silvester wird romantisch

Der neue Film von "Pretty Woman"-Regisseur Garry Marshall heißt "Happy New Year" und spielt in der Silvesternacht in New York. Rund um den Times Square treffen sich Liebende und Sehnende und erzählen ihre Geschichten. Das Star-Aufgebot ist enorm, der Kitschfaktor hoch.

Das ist ein Trend im Kino: der romantische Episodenfilm zu besonderen Anlässen. "Tatsächlich ... Liebe" von 2003 ist ein frühes Beispiel dafür; in einer der fünf weihnachtlichen Geschichten, die der Film erzählt, verliebt sich der von Hugh Grant gespielte englische Premierminister in seine Hausangestellte. "Valentinstag" von Garry Marshall versammelte im vergangenen Jahr etliche Stars am Tag der Liebe, und derselbe Regisseur suchte sich nun die Silvesternacht aus für die Komödie "Happy New Year".

Marshalls größter Erfolg war vor 20 Jahren "Pretty Woman", er weiß also, wie solch ein Film auszusehen hat. Und dennoch muss man ein großes Maß an romantischer Bereitschaft mitbringen, damit man sich im Kino amüsieren kann. Jon Bon Jovi etwa spielt sich selbst, er versucht eine schöne Köchin (Katherine Heigl) zurückzuerobern. Im vergangenen Jahr verließ er sie ohne ein Wort, und nun darf er zwei Lieder singen, darin geht es um Vertrauen, und dann hat er sie wieder. Da beißt man beim Zusehen unwillkürlich die Zähne zusammen.

Die Lichterkugel am Times Square

Die Handlung spielt in New York, die große Party am Times Square liefert den Rahmen. Seit 1907 wird zum Jahreswechsel eine Lichterkugel am Fahnenmast des Gebäudes Times Square Nummer eins abgesenkt, und um dieses "Ball Drop" genannte Ereignis gruppiert Marshall die Liebesgeschichten.

Hilary Swank etwa spielt die Frau, die für das einwandfreie Absenken der Kugel 60 Sekunden vor Mitternacht verantwortlich ist. Zugleich hat sie ihrem todkranken Vater (Robert De Niro) versprochen, ihm in dieser Nacht noch einen Blick auf die Skyline der Stadt zu ermöglichen.

Til Schweiger hat auch eine kleine Rolle: Er und seine schwangere Film-Frau wollen die 25 000-Dollar-Prämie fürs erstgeborene Kind des Jahres gewinnen. Natürlich spielt auch Sarah Jessica Parker mit, das hier ist schließlich New York. Sie ist eine alleinerziehende Mutter, deren halbwüchsige Tochter um 0 Uhr ein Date hat, obwohl Mama gern mit ihr fernsehen würde.

Es ist alles ganz nett, aber doch auch arg behäbig und vorhersehbar. Ein Stimmungsfilm ist das, er macht gute Laune, und dass alles etwas kitschig gerät, muss so sein, das Genre schreibt es vor. Der Höhepunkt ist der Auftritt von Halle Berry als Krankenschwester, die sich für ihren Mann, der als Soldat im Auslandseinsatz ist, ein Kleid anzieht, bevor sie mit ihm per Skype-Verbindung telefoniert.

Die Sache mit Halle Berrys Kleid

Und dann ist da noch die sehr schöne Erzählung, in der Michelle Pfeiffer eine verhuschte Sekretärin ist, die am letzten Tag des Jahres ihren Job hinschmeißt. Sie hat Eintrittskarten zu einer Promi-Party, und sie verspricht sie dem Fahrradkurier (Zac Efron), wenn er es schafft, ihre Liste mit Vorsätzen bis Mitternacht abzuarbeiten. Ein kniffliger Job, denn aufgeführt sind Punkte wie eine "Reise nach Bali", "überwältigt werden" und "Kuss zur Begrüßung des neuen Jahres".

Aber der Kurier schafft es, er führt die Frau in ein balinesisches Spa und lässt sie in einem leeren Theater vor prächtig illuminierter Großstadt-Kulisse schweben. Er: "Sind Sie denn jetzt überwältigt?" Sie: "Ich bin überwältigt davon, dass Sie mich zu so etwas bringen konnten." Er: "Überwältigt? Überwältigt! Wieder ein Punkt abgehakt." Der Kuss kommt dann auch noch, sehr unvermittelt und charmant.

Regisseur Marshall hat sich die Silvesternacht nicht ohne Grund ausgesucht, wie er in einem Interview verriet. Vor genau 50 Jahren verlobte er sich an Silvester mit seiner heutigen Ehefrau. "Sie trug damals ein Kleid in derselben Farbe wie das von Halle Berry im Film."

Dieser Satz sagt mehr über das, worum es in "Happy New Year" geht, als jede Beschreibung. ll

(RP/das)
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