Literaturverfilmung "The Help" mit Emma Stone Ein Rassismus-Drama zum Wohlfühlen

Eine junge Frau kehrt von der Universität in ihre Heimatstadt zurück und fühlt sich fremd in der weißen Oberschicht, in der sie einst aufgewachsen ist. Ihre Eltern weichen der Frage aus, warum das schwarze Dienstmädchen wegzog, das jahrzehntelang zur Familie gehörte und sie und ihre Geschwister großzog. Erstaunt beobachtet sie die Verachtung, mit der ihre verheirateten Schulfreundinnen Schwarze behandeln, die einst ihre Kinderfrauen waren und nun als Dienstmädchen für sie arbeiten.

Die Heimkehrerin mit dem schönen Spitznamen "Skeeter" (Slang für Stechmücke) will als Journalistin Karriere machen und gewinnt einen New Yorker Verlag für das Projekt, ein ganzes Buch über das Leben in einer Südstaaten-Metropole aus der Sicht schwarzer Dienstmädchen zu veröffentlichen. Sie gewinnt das Vertrauen der Afroamerikanerinnen; das Buch wird ein Bestseller und löst in Skeeters Heimatstadt ein soziales Erdbeben aus.

Bestseller wurden auch der Roman "The Help"(deutsch als "Gute Geister" erschienen), in dem Kathryn Stockett mit dieser Rahmenhandlung das Verhältnis zwischen weißen und schwarzen Frauen zu Beginn der 1960er Jahre in Jackson, Mississippi beschrieb, und die Verfilmung durch ihren Schulfreund Tate Taylor: ein Frauenfilm (die Männer bleiben Randfiguren), in dem mal wieder eine Weiße (wie zuletzt Sandra Bullock in "Blind Side") für die Emanzipation von Schwarzen sorgt.

Dass "The Help" nicht zu idyllischem Wohlfühlkino verkommt, liegt nicht an der aparten Emma Stone. Als Skeeter gibt sie nur Stichwörter für die grandiosen Auftritte zweier Afroamerikanerinnen. Viola Davis hingegen spielt mit verhaltener Wut die Dienstbotin Aibileen, die ihre Distanz zu den Weißen nur aufgibt, wenn sie sich liebevoll einem Kind widmet, das von der leiblichen (weißen) Mutter wie ein lästiges Möbelstück missachtet wird. Und Octavia Spencer lässt ihre Augen rollen wie einst die Neger-Mammies in Südstaaten-Epen wie "Vom Winde verweht" — doch nur zum Auftakt grimmigen Spotts, mit dem sie die Wut der weißen Herrinnen schürt. Durch diese beiden Frauen wird die mörderische Wucht des Rassismus, wie er gerade in Mississippi zu Beginn der Bürgerrechts-Bewegung tobte, nicht nur in Dialogen behauptet, sondern anschaulich gemacht. Auf der "weißen" Seite gibt es neben Karikaturen bornierten Rassenwahns auch ein paar hübsch kauzige Nebenfiguren.

"The Help" ist ein Stück Geschichtsunterricht, das bei aller Unterhaltsamkeit den tödlichen Ernst seines Themas nie ganz aus den Augen verliert.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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