Zwei Nervensägen beharken sich 'Uptown Girls': Lehrjahre eines Partygirls

Frankfurt/Main · Reich, verwöhnt und im Mittelpunkt jeder Party - so ist Molly in New York bekannt. Doch schon bald hat dieses glamouröse Leben ein Ende und das Partygirl muss sich mit ihrer neuen Situation auseinandersetzen. Sie wird das Kindermädchen von Ray, die für ihre acht Jahre extrem ernst ist. Zwei Personen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen damit in 'Uptown Girls - eine Zicke kommt selten allein' aufeinander.

Ein Ferkelchen als Haustier ist das süßeste, was der Film bieten kann. Angesichts der eigentlich liebreizenden Hauptdarstellerinnen - die Nachwuchsschauspielerin Brittany Murphy mit braunen sowie die achtjährige Dakota Fanning mit blauen Kulleraugen - ist die Vermeidung weiterer Niedlichkeiten fast schon ein Kunststück. Doch der unbekannte Regisseur Boaz Yakin bringt es zu Stande, die zwei als vorwiegend nervende Gören zu zeigen, für die man weder Sympathie noch viel Mitgefühl aufbringt.

Dank des Riesenerbes ihres Vaters, eines verunglückten Rockstars, ist Molly New Yorks begehrtestes Partygirl, das in einem luxuriösen, aber chaotischen Appartement lebt und besagtes Schweinchen als Haustier hält. Als ihr Vermögensverwalter sich jedoch mit ihrem Geld aus dem Staub macht, ist Schluss mit lustig: Nun muss sich die 22-jährige Society-Schnepfe, die nichts anderes gelernt hat als zu konsumieren und zu feiern, um Arbeit bemühen.

Eine reiche Plattenproduzentin gibt ihr einen Job als Kindermädchen ihrer Tochter Ray, die bereits mehrere "Nannys" verschlissen hat. Auch gegenüber der sorglosen Molly spielt sich das altgescheite Quengelkind als ultra-erwachsen auf, nervt mit besserwisserischen Bemerkungen und überschüttet sie eiskalt mit Beleidigungen. Die "Message" ist klar: Die schwer neurotische Kleine soll an Mollys kindlichem Wesen genesen, so wie umgekehrt Molly durch ihre Verantwortung für Ray innerlich wachsen soll.

Zwei Zicken, die sich zusammenraufen: Die Konflikte des seltsamen Paares werden gnadenlos sentimental forciert durch Rays Vater, der im Koma liegt, ihre holzschnittartig herzlose Karrieremutter, und den schmucken Sänger Neal, in den Molly sich verliebt und der auf Abstand hält.

Bemitleidenswert dumm

Leider jedoch müht sich Brittany Murphy vergeblich, jene naive Westentaschen-Marilyn-Monroe und verwöhnte Waise zu spielen, die das unausgegorene Drehbuch ihr auferlegt. Mit ihren Stöckeln, Baby-Doll-Kleidchen und dick mit Mascara umrandeten Augen samt Augenringen wirkt sie nicht arglos, sondern abwechselnd verkatert, auf Turkey oder bemitleidenswert dumm.

Ebenso übertrieben tut Dakota Fanning als tyrannische Giftzwergin, die ihr unbedarftes Kindermädchen sogar abwatscht. Auch Mollys Versuche, den normalen Alltag mit Waschmaschinen bedienen und Kochen zu bewältigen, enden in spaßig gemeinten Katastrophen, und als Krönung muss das arme Hascherl sogar einen, wohl ebenfalls als Scherz verstandenen Selbstmordversuch unternehmen.

Ein geradezu dreist verlogenes Happy End, in dem sich auf wundersame Weise Mollys Liebhaber, seine Musik, die Erinnerung an ihren Vater, ihre Zuneigung zu der kleinen Ray und ihre berufliche Zukunft ineinander fügen, schließt das Ganze unrühmlich ab. Besonders für Image-abhängige Schauspielerinnen wie Brittany Murphy, die durch Filme wie "Spun", "8 Mile" und "Voll verheiratet" und flippige Aufmachung sichtlich als Teenie-Rollenmodell und Modevorbild aufgebaut werden soll, können solche missglückten Parts einen Karriere-Einbruch bedeuten.

Kein Wunder also, dass dieses Zickenspektakel, das ursprünglich schon im vergangenen Herbst ins Kino kommen sollte, so lange verschoben wurde. Und dennoch formen sich in der dünnen Luft dieses Filmes, der sich nicht zwischen Märchen und Realität entscheiden kann und sich nicht traut, seine unterschwellige Traurigkeit auszuformulieren, manchmal anrührende, gar charmante Momente, die verraten, wie viel interessante Geschichten hier verschenkt wurden. Der Film kommt am 19. Februar in die Kinos.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort