"Jack Ryan: Shadow Recruit" Hanebüchenes Star-Kino mit Logikfehlern

Stars, viel Action, gepaart mit Thriller-Elementen: Was kann da schiefgehen? Einiges, wie "Jack Ryan: Shadow Recruit" beweist. Das Werk regt in den rund 100 Minuten primär zum Kopfschütteln an.

Bilder aus Jack Ryan: Shadow Recriut
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Da rennt er also, das Auto rast durch die Moskauer Innenstadt, aber Jack Ryan gibt nicht auf. Die motorisierte Verfolgung schlug schon fehl, aber zu Fuß kürzt er durch den Park ab, passt den Wagen genau ab und landet mit einem kräftigen Sprung krachend im Auto. Der Bösewicht wird kurzerhand überwältigt, Jacks ehemalige Freundin, die sich im Laufe der Story zu seiner Verlobten gewandelt hat, in letzter Sekunde gerettet.

Es sind Szenen wie diese, die den objektiven Zuschauer verzweifelt zurücklassen. Klischees, logische Lücken, vorhersehbare Action: "Jack Ryan: Shadow Recruit" ist eine Ansammlung von Ärgernissen.

Und dabei bürgt Regisseur Kenneth Branagh eigentlich für anspruchsvolle Unterhaltung, zumindest war dem einmal so. Zunächst plakativ als Shakespeare-Experte charakterisiert, stach er mit den Verfilmungen von "Heinrich V", "Viel Lärm um Nichts" oder "Hamlet" aus der Masse der Hollywood-Produktionen heraus. "Romeo und Julia" oder "Richard III" müssen nun aber zunächst warten, mittlerweile beschäftigt sich Branagh eher mit Werken wie "Thor", "1 Mord für 2" — und eben "Jack Ryan".

Worum geht es überhaupt?

Dass tatsächlich einer der besten Drehbuchautoren Hollywoods am Skript mitgearbeitet hat, ist nahezu unbegreiflich. David Koepp, verantwortlich für "Indiana Jones"-Filme oder den Start der "Mission Impossible"-Reihe, entschied sich — basierend auf der Buchvorlage von Tom Clancy — Protagonist Ryan ("Captain Kirk" Chris Pine) als patriotischen Akademiker darzustellen, der nach einem missglückten Auslandseinsatz zunächst einmal in die Reha muss.

Dort angekommen trifft er seine spätere Lebensgefährtin Cathy Muller (Keira Knightley) und auch den CIA-Agenten Thomas Harper (Kevin Costner). Dieser überredet ihn, als Analyst an der Wall Street zu arbeiten und verdächtige Transaktionen von mutmaßlichen Terror-Organisationen zu überwachen.

Natürlich hat Ryan bei seinen Ermittlungen Erfolg, er muss nach Russland reisen und begegnet dort dem stilsicheren, klassische Musik hörenden Super-Bösewicht Viktor Cherevin (Kenneth Branagh). Wenig später ist er in Osteuropa weitestgehend als Ein-Mann-Armee unterwegs.

Was soll das überhaupt?

Ganz offensichtlich ist der Weg das Ziel. Aber das misslingt gründlich. Die Action kommt nicht an Referenzwerke wie die "Bourne"-Trilogie heran, Plot-Twists sind im Grunde genommen nicht vorhanden.

Das alles verblasst aber hinter den klaffenden Logikfehlern während der gesamten 105 Minuten. Eine unbeteiligte Verlobte, die kurzerhand in eine CIA-Operation einsteigt, ein perfekt geplanter Raubzug, der aber an offensichtlich aufzeichnenden Videokameras scheitert, oder eben ein Agent, der sich zu Fuß eine Verfolgungsjagd mit einem Auto liefert.

Das Starensemble scheint aber zu tun, was von ihm erwartet wurde: Zumindest die Produktionskosten von 60 Millionen Dollar wurden mittlerweile schon wieder eingespielt. Nach einer Fortsetzung schreit "Jack Ryan" aber nicht. Vielleicht ist das auch gut so.

(cfk)
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