Julia Stiles in der Hauptrolle Frischer Wind für die „Riviera“-Serie

Die Handlung der sehenswerten Glamour-Produktion wurde für die neue Staffel in die Armenviertel Argentinien verlegt. Dieser Ausflug tut der Produktion gut.

 Julia Stiles in „Riviera“.

Julia Stiles in „Riviera“.

Foto: obs/Photographer - Stefano C. Montes

Dass Reichtum allein auch nicht glücklich macht, ist ja eine durchaus umstrittene Trost-These, die schon für zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen als Treibstoff diente. Das Spektrum reicht hier von der kultivierten „Buddenbrocks“-Verfilmung über die Straßenfeger der 80er Jahre „Dallas“ und „Denver Clan“ bis hin zum aktuellsten High-Society-Crime-Drama „The Undoing“.

Die dreckigen Geschäfte und geschwärzten Seelen der Reichen und Schönen beleuchtete auch die Sky-Erfolgsserie „Riviera“ über zwei Staffeln hinweg. Nach der Grundidee des Oscar-Preisträgers Neil Jordan, der sich schon bald vom Endprodukt distanzierte, wurde hier im südfranzösischen Millionärsmilieu eine erlesene Seifenoper in Szene gesetzt, die mit ihrer Mischung aus Familienmelodram, Kriminalthriller und Wohlstands-Voyeurismus die Unterhaltungsinstinkte auf das Beste bediente. Über 20 Episoden durchforstete Julia Stiles („Bourne“-Trilogie) als Kunstkuratorin die korrupte Welt der Superreichen an der Côte d’Azur und ließ ihre Figur von der naiven Frühwitwe zur patenten Wahrheitsfinderin reifen. Nun lässt ihre Georgina den angeheirateten Clios-Clan, dessen familiäre Dysfunktionalität sich in den ersten beiden Staffeln lustvoll entfaltete, weit hinter sich.

Die Kunsthistorikerin spürt jetzt zusammen mit dem britischen Kollegen Gabriel Hirsch (Rupert Graves) NS-Raubkunstwerke auf, um sie die eigentlichen Eigentümern zurückzuführen. Ein Auftrag führt die beiden zunächst nach Venedig, über verschlungene Recherchen zurück an die Côte d’Azur zu alten Bekannten und neuen Widersacherinnen und schließlich nach Buenos Aires, wo ein Bürgermeister mit zwielichtigen Methoden die eigene Wiederwahl erzwingen will und ein Pharmakonzern für seine Medikamentenentwicklung über Leichen geht.

Mit dem Umzug nach Argentinien verlässt die Serie ihr vertrautes Wohlstands-Biotop und begibt sich zunehmend auch in die Armenviertel der Hauptstadt. Das bringt frische Luft in die Staffel und ändert auch den Antrieb der Heldin, die nicht mehr nur in eigener Sache, sondern aus einem moralischen Verantwortungsgefühl heraus agiert.

Julia Stiles spielt die kühne Ermittlerin, die keiner Konfrontation aus dem Weg geht, mit bodenständiger Intelligenz. In brenzligen Situation nimmt ihre Figur die High-Heels in die Hand und läuft den Schurken barfuß davon. Ihrem männlichen Kollegen ist sie oft einen halben Schritt voraus und befreit den gefesselten Gabriel aus der Geiselhaft, der sich erlöst in ihre Arme wirft. Stiles und Graves ergeben ein erfrischend unkonventionelles gemischtes Doppel, das so manche Drehbuchschwäche souverän überspielt.

Wie in den Vorläuferepisoden gehört Plausibilität auch in der dritten Staffel nicht zu den Kernkompetenzen des Unternehmens, das nun deutlich mehr auf die Thriller-Aspekte setzt und den Seifenoperanteil herunter dimmt. Mit halbspektakulären Action-Sequenzen, wendungsreichem Plot und zahlreichen Cliffhangern unterhält das „Riviera“-Reboot auf durchaus zünftige Weise, ruft aber nicht zwingend nach einer vierten Staffel.

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