Actionfilm-Neuauflage Neue Engel für Charlie

Der Serien-Klassiker aus den 1970er Jahren wird für eine neue Generation im Kino aufbereitet. Das Ergebnis ist äußerst unterhaltsam.

 Drei Engel für Charlie (v.l.): Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott.

Drei Engel für Charlie (v.l.): Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott.

Foto: Sony Pictures

Die TV-Serie „3 Engel für Charlie“ erlangte in den 1970er Jahren weltweiten Kultstatus, weil es die Macher bestens verstanden, die damalige feministische Emanzipationsbewegung aufzugreifen und hemmungslos zu kommerzialisieren. Mit okkulten Haarmähnen, schicken Outfits und coolen Karate-Moves ermittelten die privaten Geheimdienstlerinnen und konnten sich darauf verlassen, dass ihre männlichen Gegenüber sie stets unterschätzten. Dabei blieben auch in den illustren Kampfsequenzen die Föhnfrisuren der Damen genauso intakt wie der sexualisierte Blick der Kamera auf die Protagonistinnen.

Im Boom des Lifestyle-Recyclings der 2000er wurde die Serie mit Drew Barrymoore, Cameron Diaz und Lucy Liu für die Leinwand adaptiert und zu einem Frauen-Action-Film im Musikvideoformat ausgebaut. Danach hat die Welt nicht unbedingt nach einem Relaunch gehungert. Aber nun hat sich die Schauspielerin Elisabeth Banks in ihrer zweiten Regiearbeit des Stoffes angenommen, und sie versucht, ihn nun für das Me-Too-Zeitalter flott zu machen.

Das gelingt am Anfang denn auch ziemlich gut, als die Engel einen Finanzbetrüger auffliegen lassen, der die falsche Blondine im Cocktail-Kleid fahrlässig unterbewertet. „Ich glaube Frauen können einfach alles“, sagt diese. „Nur weil sie es können, heißt es nicht, dass sie es sollten“, antwortet er in geübter Ignoranz, was der Undercover-Agentin ein müdes Lächeln entlockt. Wenige Sekunden später sehen sich der Geschäftsmann und seine Entourage einer weiblichen Übermacht gegenüber, die sie nach allen Regeln der Kampfkunst verprügelt, die Beweisstücke sichert und sich nach vollbrachter Tat lässig an der Außenfassade des Hotelhochhauses abseilt.

Mittlerweile hat sich die dreiköpfige Engel-Agentur nämlich zu einem globalen Agentinnen-Netzwerk ausgeweitet, dessen langjähriger Leiter (Patrick Stewart) gerade in den Ruhestand entlassen und durch eine kompetente Kollegin (Elisabeth Banks) ersetzt wird. Alle Zeichen stehen hier auf „female empowerment“, und dieser frische Geist treibt auch einen müden Plot an, der direkt aus dem Genre-Handbuch kommt.

Ein Hamburger Unternehmen hat mit einem zauberwürfelähnlichen Gerät den Durchbruch zur emissionslosen Energiegewinnung geschafft. Aber wie die Miterfinderin Elena (Naomi Scott) herausgefunden hat, kann das Gerät, das schon bald wie einst „Alexa“ in alle Haushalte einziehen soll, auch als Mordwaffe benutzt werden. Die harmlose Whistleblowerin bittet die „Thownsend Agentur“ um Hilfe und versucht im Verein mit den versierten Geheimdienstlerinnen Sabina (Kristen Stewart) und Jane (Ella Balinska) den Verkauf der Erfindung an finstere Gesellen zu verhindern.

Munter und weitgehend sinnfrei hoppelt die Handlung von Hamburg über Berlin nach Istanbul. Autoverfolgungsjagd, ausufernde Schießereien, ansehnliche Explosionen und ein Einbruch ins hochgesicherte Firmenhauptquartier – Banks spielt auf der bewährten Klaviatur des Genres. Dabei liefert sie absolut solide Action-Szenen ab, die auch gerne mit einem ironischen Augenzwinkern versehen werden, etwa wenn Sabina im pinkfarbenen Jockey-Anzug zu Pferde die Verfolgung der Finstermänner aufnimmt.

Die Leichtigkeit tut der Qualität indes keinen Abbruch, „3 Engel für charlie“ ist ein amüsanter Film geworden. Mit der fabelhaft unberechenbaren Kristen Stewart, die immer wieder wie ein Feuerwerkskörper durch den Film schießt, Naomi Scott („Aladdin“) und der überzeugenden Newcomerin Ella Balinska feiert der Film genussvoll, entspannt und ohne feministisches Pathos die weibliche Überlegenheit im männerdominierten Revier des Action-Films ab.

Da schaut man gerne zu.

3 Engel für Charlie, USA 2019 – Regie: Elizabeth Banks, mit Kristen Stewart, Naomi Scott, Ella Balinska, Elizabeth Banks, Patrick Stewart, 119 Min.

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