Stephen King: Im Kabinett des Todes. Düstere Geschichten

Stephen King gehört wohl zu den wenigen Schriftstellern, die sich vor den eigenen Geschichten ängstigen. Behauptet er zumindest. Belebt das Geschäft, und davon versteht King mehr als mancher Manager.

<P>Stephen King gehört wohl zu den wenigen Schriftstellern, die sich vor den eigenen Geschichten ängstigen. Behauptet er zumindest. Belebt das Geschäft, und davon versteht King mehr als mancher Manager.

Ob Romane im Internet oder als eBook, Drehbücher oder Hörspiele, Schwarten oder Short-Storys, der Meister des gemeinen Grusels versucht es auf allen Kanälen. Natürlich mit dem üblichen Qualitätsverlust. Mit seiner aktuellen Veröffentlichung knüpft King jedoch wieder an die schön-schaurigen Anfänge an: "Im Kabinett des Todes" versammelt 14 Kurzgeschichten, die den Horrorspezialisten auf der Höhe seines morbiden Schaffens zeigen.

Denn sowohl die billige Aufmachung des Buches im Flammenlook als auch der platte Titel führen in die Irre. "Everything's Eventual" (Alles ist möglich) heißt der Band im Original, und genau das trifft's. Die Sammlung präsentiert King in allen Facetten, von naiver Fantasy "Die Kleinen Schwestern von Eluria") über geradlinigen Grusel ("Autopsieraum vier") bis zu subtilem Schrecken ("Alles endgültig"). Das Übergewicht liegt jedoch deutlich auf literarisch ambitionierten Geschichten, die das Horror-Genre ausloten, ohne es überzustrapazieren. "Der Mann im schwarzen Anzug" etwa, ausgezeichnet mit dem O.-Henry-Preis, wirkt wie ein moderner Klassiker, über einen Jungen, der beim Angeln dem Teufel begegnet und ihm nur knapp entkommt.

Natürlich begegnen Kings Figuren immer wieder dem Unaussprechlichen, dem Undenk- und Unberechenbaren. Steigen zu einem Toten ins Auto oder werden von einem dämonischen Gemälde verfolgt. Aber meistens lässt der Autor ihnen einen Ausweg, ein Schlupfloch zurück ins alltägliche Leben - Zugeständnis an die harmoniebedürftige Leserseele. Dass King sich trotzdem auf schweißtreibende Spannungskurven versteht, belegt nur seine literarischen Fähigkeiten. Mit kurzen Kommentaren zu seinen Geschichten erhöht King noch das Vergnügen - dort erfährt man auch von der Angst des Autors beim Fantasieren. Wer mitzittern will, muss lesen.

(582 Seiten)

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