Jason Starr: Hard Feelings

Obwohl Richard Segal seit kurzem in den Hochhäusern Manhattans arbeitet, fährt sein Lebens-Fahrstuhl abwärts. Der 34-jährige PC-Netzwerk-Verkäufer hat seit Monaten keinen Abschluss vorzuweisen - sein Chef beäugt ihn bereits.

<P>Obwohl Richard Segal seit kurzem in den Hochhäusern Manhattans arbeitet, fährt sein Lebens-Fahrstuhl abwärts. Der 34-jährige PC-Netzwerk-Verkäufer hat seit Monaten keinen Abschluss vorzuweisen - sein Chef beäugt ihn bereits.

Zum mangelnden Selbstvertrauen mischt sich zudem das Misstrauen gegenüber seiner Frau Paula, deren Treue er anzweifelt und die gerade jetzt einen Karriereschub hat. Also greift er wieder zur Flasche; der Sucht, die er eigentlich hinter sich gelassen hatte. Doch beschleunigt sich der Fahrstuhl drastisch, als er eines Tages in der Menge einen Mann wiedererkennt, einen älteren Spielkameraden, der ihn als Zwölfjährigen im Nachbarhaus missbraucht hat. Fortan begleiten ihn wieder die Alpträume seiner Kindheit. Schritt für Schritt kehrt das Verdrängte zurück und überlagert seine anderen Probleme. Die Erinnerung wird zur Manie, sodass Segal beschließt, sich davon zu "befreien" und das Thema ein für alle Mal zu beseitigen. Zuerst scheint sich nun alles zum Guten zu wenden und das Glück zurückzukehren, doch der scheinbaren Erleichterung folgt nur der freie Fall. Nun entgleiten Psyche und Leben ganz seiner Kontrolle.

Der New Yorker Autor Jason Starr erzählt die alltägliche Geschichte unserer Zeit von Stress im Job, dem schnellen Sandwich in der Mittagspause und Emails ohne erkennbaren Absender. Er zeigt den ganz normalen Menschen in der Masse der Großstadt, der abends keine Lust zum Kochen hat, sondern lieber beim Vietnamesen bestellt. Und dann ist da diese zweite Ebene - die verschwiegene, die verdrängte. Starr beschreibt literarisch, wie das Trauma Kindesmissbrauch eines Tages doch wieder mit Gewalt aus den Opfern hervorbricht. Und dass es jeden getroffen haben kann, wie ihm seine Frau Segal anvertraut. Das Thema wird schließlich zum Sog, der alles andere mit sich reißt; auch den Leser.

(299 Seiten)

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