RP-Serie "Das Jugendbuch" Friedrich Ani: Das unsichtbare Herz

Siebentausend Kinder wurden in Deutschland schon durch künstliche Befruchtung gezeugt. Wie manche daran leiden, ihren Vater nie kennen zu lernen, beschreibt nun Erfolgsautor Friedrich Ani in "Das unsichtbare Herz".

 magazin, buch, cover, friedrich ani, das unsichtbare herz, HANSER-Verlag 2005-0218

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Foto: Hanser

Merit hat Frederick und Dennis im Chatroom kennen gelernt; sie tauschen sich aus über den Schock der fehlenden "richtigen" Väter. Merits Mutter, die in einer lesbischen Beziehung lebte, hat ihr erst auf dem Sterbebett verraten, dass sie eben ein Kind ohne Mann haben wollte. Auch Frederick, 15, bedrückt der anonyme Samenspender, obwohl er wegen der Unfruchtbarkeit seines "sozialen" Vaters noch der normalste Fall ist. Um so heftiger trifft die Erschütterung den ahnungslosen Dennis, der seine Taubheit bisher klaglos hingenommen hat. Tage vor seinem 16. Geburtstag eröffnen ihm die Eltern, dass seine ebenfalls gehörlose Mutter sich bewusst künstlich befruchten ließ, um ein ebensolches Kind zu bekommen.

Selbsthass und Ohnmacht kochen in ihnen hoch, denn die plötzliche Empfindung fehlender Normalität schmerzt. Dennis spricht aus, warum viele Familientherapeuten vor diesem Schritt der Ehrlichkeit gegenüber künstlich gezeugten Kindern warnen: "Wenn du nicht weißt, dass du eine Lüge bist, bist du auch keine Lüge!" Mit großer Sprachgewalt macht Ani den Sarkasmus glaubhaft, mit dem sich die Drei auf ihrer erfolglosen Suche quälen.

(Rheinische Post)
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