„Wir wollen den Leuten was geben“ Berliner Clubs streben im Sommer nach draußen

Berlin · Es steht ein weiterer Corona-Sommer vor der Tür – den will die Berliner Clubszene mit Open-Air-Events überstehen. Finanziell bringt das nicht viel, es gehe den Verantwortlichen vor allem darum, wieder ein Stück Lebensqualität zu schaffen.

 Im Sommer könnten Parks wieder zu Clubs umfunktioniert werden – mit Sicherheitskonzept. Das hat auch im vergangenen Jahr funktioniert, wie hier im Volkspark Hasenheide in Berlin-Neukölln.

Im Sommer könnten Parks wieder zu Clubs umfunktioniert werden – mit Sicherheitskonzept. Das hat auch im vergangenen Jahr funktioniert, wie hier im Volkspark Hasenheide in Berlin-Neukölln.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Die Berliner Clubszene will den Pandemie-Sommer mit Events unter freiem Himmel überstehen. „Es bringt uns wirtschaftlich nicht weiter, aber wir wollen den Leuten was geben“, sagte Pamela Schobeß, Vorsitzende der Berliner Clubcommission, am Donnerstag in Berlin. „Wir sind gut in der Lage, auf Außenflächen Hygienekonzepte umzusetzen.“ Schobeß verwies auf erste Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr.

Aus Sicht der Clubcommission, ein Zusammenschluss vieler der mehr als 300 Clubs der Stadt, geben Veranstaltungen unter freiem Himmel den Menschen nicht nur Lebensqualität zurück, sie seien auch viel sicherer als private Treffen in geschlossenen Räumen.

Die international gefeierten Berliner Clubs sind sonst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Jenseits von Pandemie-Zeiten locken sie rund drei Millionen Touristen jährlich in die Stadt mit rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz im Transport-, Gastronomie- und Gastgewerbe. Allein die Clubszene setzt sonst 168 Millionen Euro um. Von der Krise sind etwa 9000 Mitarbeitende sowie rund 20.000 Kunstschaffende betroffen.

Schobeß, auch Chefin des Nachtclubs „Gretchen“, nannte die nun 13 Monate währende Schließung eine „emotional unglaubliche Belastung“ und „finanzielle Katastrophe“. Hilfen kämen nur zeitverzögert an und reichten nicht aus. Die sonst nicht subventionierten Clubs seien „erstmals komplett abhängig vom Staat“.

Für Berlins Kultursenator Klaus Lederer ist es „wichtig, diese Branche über die Pandemie zu bekommen“. Die öffentliche Hand müsse dabei ihre Verantwortung wahrnehmen. Er habe die Clubs als verantwortliche Partner erlebt. Deswegen sei ein Verbot von Aktionen unter freien Himmel, wie die mit der Novelle des Infektionsschutzgesetzes vorgesehen sei, „nicht mehr rational“. Veranstaltungen draußen sind für den Linke-Politiker „gut, weil man Menschen Hoffnung gibt, weil man Menschen Alternativen bietet, weil man Menschen auch irgendwie die Lebenslust zurückgibt“.

Die Clubcommission kündigte die Fortsetzung einer Aktion zur Unterstützung der Clubs an. Dabei werden rund 30 Kunstwerke in Gitarrenform und -größe jeweils mit Logo und Signaturen einer Band zu Gunsten eines Clubs versteigert. Mit dabei sind etwa Rammstein, Die Ärzte, Seeed, In Extremo, Culcha Candela, The Bosshoss oder Karat.

(bora/dpa)
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