Kommentar zum Auftritt von Mark Zuckerberg Wenn Fragen wichtiger als Antworten sind

Düsseldorf · Vom Treffen zwischen den Spitzenpolitikern des EU-Parlaments und Facebook-Chef Zuckerberg bleibt ein durchwachsenes Gefühl. Viele Fragen, wenige Antworten. Doch das lag nicht nur an einer mangelnden Auskunftsbereitschaft von Zuckerberg. Die Politiker agierten selbst wie ein junger Zuckerberg.

 „Fix Fakebook!“: Demonstranten am Dienstag in Straßburg.

„Fix Fakebook!“: Demonstranten am Dienstag in Straßburg.

Foto: AP/Geert Vanden Wijngaert

Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können: In der Woche, in der die EU-Datenschutzregeln verschärft werden, wird Facebook-Chef Mark Zuckerberg im EU-Parlament empfangen. Er darf ausgerechnet durch den Eingang schreiten, der normalerweise Staatsgästen vorbehalten ist. Doch nach neunzig Minuten wird klar: Mit dem Treffen haben sich weder die Spitzenpolitiker der EU, noch Mark Zuckerberg einen Gefallen getan.

Nach gut einer Stunde hatte Mark Zuckerberg noch keine Frage beantwortet. Zwar durften die Spitzen aus dem EU-Parlament ihre Fragen stellen – am Ende wurden es weit mehr als 50. Und die europäischen Politiker wirkten besser vorbereitet als ihre US-Kollegen bei den Anhörungen in Washington. Sie nutzten auch die Gelegenheit, um sich zu profilieren. Guy Verhofstadt, der Brexit-Koordinator für das Europäische Parlament, gab sich wie gewohnt rhetorisch brillant und geigte dem Facebook-Chef seine Meinung in Sachen Monopol und Missbrauch. Ausgerechnet der Rechtspopulist Nigel Farage präsentierte sich als größter Facebook-Nutzer und versuchte, seine Skepsis gegenüber Mainstream-Medien unterzubringen. Insgesamt machten die Politiker aber nicht den Eindruck, Zuckerberg genügend Raum für Antworten geben zu wollen. Das Format war ihnen bekannt. Es hätte mehr kurze, klare Fragen wie die von Grünenpolitiker Jan Philipp Albrecht gebraucht. Doch auf seine Frage, ob Zuckerberg es ausschließt, dass WhatsApp und Facebook künftig Daten teilen, hat auch Albrecht keine konkrete Antwort bekommen.

Auch Zuckerberg wohl nicht zufrieden

Mark Zuckerberg dürfte mit dem Termin in Brüssel auch nicht zufrieden sein. Offensichtlich hatte er ein leichtes Spiel, in den verbleibenden gut fünfzehn Minuten — die er selbst auf eine gute halbe Stunde verlängerte — auf die Fragen sehr allgemein zu antworten. Vor überraschenden Details drückte er sich. Das klingt zunächst nach einem Punktsieg für Zuckerberg, ist es aber nicht. In den vergangenen Monaten hat der Konzern viel dafür getan, mehr zu kommunizieren und sich transparenter zu geben. Zuckerberg hat diese prominente Bühne in einem der wichtigsten Märkte nicht genutzt, um wirklich konkret zu werden. Er selbst gab in Brüssel erneut zu, dass er künftig eine stärkere Regulierung seiner Plattform erwartet und dass es ihn ärgert, auf die negativen Auswirkungen von Facebook nur reagieren zu können. Künftig wolle Facebook wieder proaktiver handeln.

Wenig Konkretes

Doch zufriedenstellend konkret wurde Zuckerberg nicht. Konkret nehmen die Beobachter nur mit, dass ab Freitag Facebook allen neuen EU-Datenschutzregeln entsprechen möchte und es noch Monate dauern wird, bis alle Auswirkungen des Datenskandals um Cambridge Analytica aufgearbeitet sind. Das ist nicht nur dünn, es lässt auch nur einen Schluss zu: Facebook konnte in der Vergangenheit weder die gesellschaftlichen Auswirkungen der eigenen Plattform vorhersagen, noch scheint Zuckerberg die Lösung der Probleme für die Zukunft gefunden zu haben. Pauschale Aussagen, dass „künstliche Intelligenz“ es richten wird, reichen im Jahr 2018 nicht mehr aus.

Insgesamt war dies kein glücklicher Abend in Brüssel. Zuckerberg blieb allgemein – im schlimmsten Falle aus Unwissenheit. Die Politiker preschten mit ihren Fragen-Monologen vor, ohne sich über ihre Auswirkungen auf das gesamte Gespräch Gedanken gemacht zu haben. Ganz nach dem Motto „Handle schnell und zerbreche Dinge“. Ausgerechnet das Motto, welches der junge Mark Zuckerberg früher seinen Programmierern predigte.

(dafi)
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