Statt Google, Apple oder Amazon Lohnt sich ein eigener Cloud-Speicher?

Düsseldorf · Werden Daten in einer Cloud gespeichert, hat man diese auf allen Geräten, überall verfügbar. Wer seine Daten nicht Google, Apple oder Amazon anvertrauen möchte, kann mit etwas Aufwand eine Cloud auch zu Hause realisieren. Das kann Vorteile haben.

 Die einfachste Lösung für den persönlichen Onlinespeicher ist eine USB-Festplatte, die am Router angesteckt wird.

Die einfachste Lösung für den persönlichen Onlinespeicher ist eine USB-Festplatte, die am Router angesteckt wird.

Foto: dpa-tmn/Robert Günther

Wolken gibt es so einige: Von Microsoft, Amazon, Dropbox und vielleicht auch von Internetanbietern wie 1&1 oder der Telekom. Die neudeutsch Cloud genannten Online-Speicher mit enormer Kapazität erlauben die Ablage von Fotos, Filmen, Dokumenten. Der Zugriff ist von jedem Ort mit Internetanschluss möglich. Einen vernetzten Online-Speicher kann man sich aber auch daheim bauen.

Dazu braucht man eigentlich nur einen USB-Stick oder eine externe USB-Festplatte. Angesteckt an einen modernen Router mit Medienserver werden sie zum Datenspeicher im Heimnetzwerk. „Noch vor gar nicht allzu langer Zeit war das relativ kompliziert“, sagt Hannes Rügheimer, Heimnetzwerkspezialist der Zeitschrift „Connect“. „Doch die Hersteller haben dazugelernt.“

Router sorgen heute nicht nur dafür, dass man daheim ins Internet kommt. Sie verbinden auch die Geräte im Heim per Kabel oder WLAN und ermöglichen den Austausch untereinander. Eines dieser verbundenen Geräte kann auch ein USB-Stick oder eine Festplatte sein - sie passen an den USB-Stecker des Routers. Andere Festplatten-Modelle werden per Netzwerkkabel mit dem Router verbunden.

Nun muss man dem Router noch sagen, was er mit dem angeschlossenen Gerät machen soll. Das geschieht am Computer, indem man im Browser das Menü des Routers aufruft und den USB-Partner für den Fernzugriff anmeldet. Netzwerkfestplatten haben eigene Programme für die Einrichtung. Manche Hersteller liefern auch einfach zu bedienende Apps für den Zugriff auf den vernetzten Datenspeicher.

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Sicherheit der privaten Cloud

Doch trotz aller Einfachheit: Lohnt sich das, wenn es doch die echten Clouds von namhaften Anbietern ohnehin gibt? „Vom Sicherheitsaspekt her betrachtet nicht“, sagt Rügheimer. Ob kleine oder große Cloud, Kriminelle schafften es immer wieder, Sicherheitslücken ausfindig zu machen, über die sie Daten unerlaubt auslesen. Während bei der großen Cloud die Anbieter für den Schutz sorgen, muss man die kleine Cloud selbst mit aktueller Software schützen. Bei der Frequenz der Sicherheits-Updates für Router gibt es zwischen den Herstellern allerdings große Unterschiede.

Angreifern geht es in Sachen Cloudspeichern aber weniger um Privatfotos und die Musiksammlung. Sie sind eher an lohnenswerteren Zielen wie Bankverbindungen interessiert. Diese Infos sollten also weder in der privaten, noch in der großen Cloud landen. Die eigene Mediensammlung dagegen griffbereit zu wissen, ist komfortabel und für Angreifer uninteressant.

Ob man im Netz oder daheim speichert, ist eher eine Kostenfrage. Eine große Musik- und Filmsammlung erreicht leicht 100 Gigabyte und mehr. Ab dieser Größenordnung lohnt sich die eigene Cloud.

Zum Vergleich: Beim Hosting-Dienstleister Strato kosten 250 Gigabyte monatlich 2,50 Euro, bei Amazon 20 Euro jährlich für 100 Gigabyte, 1 Terabyte kostet 100 Euro. Mittelklasse-Router zum Kaufpreis von etwa 110 Euro plus einer Festplatte für 50 Euro bewältigen ebenso viel. Sie haben aber den Vorteil, dass sie die gespeicherten Daten auch innerhalb der Wohnung in hoher Qualität verteilen können.

Upload-Geschwindigkeit des eigenen Anschlusses wichtig

Das ist besonders bei Video-Kost ab Full-HD-Auflösung wichtig. Andrijan Möcker von der Fachzeitschrift „c't“ rät deswegen, für die Heim-Cloud eher einen hochwertigen Router zu kaufen. „Ab einem Preis von etwa 150 Euro ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Routers in der Regel so hoch, dass auch UHD-Filme problemfrei anzusehen sind.“

Sollen von unterwegs über das Internet Daten aus der Heim-Cloud abgerufen werden, ist das auch eine Frage des Tempos. Der Router könne noch so schnell arbeiten, sagt Möcker. Ist der Upload des Internet-Anschlusses zu langsam, klappt es mit dem Filmeschauen aber nicht.

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Foto: RP/Christoph Schroeter

Auch das Aufrufen von Fotos ist mit Wartezeit kein Vergnügen. „Da ist man erst mit 20 Megabit pro Sekunde Upload auf der sicheren Seite.“ Wie schnell der eigene Internetanschluss maximal Daten hochladen kann, steht in den Tarifbedingungen des Anbieters. Wie schnell es in der Realität klappt, verrät der Breitbandtest der Bundesnetzagentur unter www.breitbandmessung.de.

Müssen nur kleine Datenmengen wie Textdokumente oder wenige Bilder hin- und hergeschoben werden, haben viele Anbieter auch kostenlose Zugänge.

Datenschutz mal zwei

Bei der Entscheidung für einen Cloud-Anbieter spielt auch der Firmensitz eine Rolle. Außerhalb der Europäischen Union gelten teils schwächere Datenschutzbestimmungen, als man es hier gewohnt ist.

Der Online-Speicher beim Anbieter hat im Vergleich zur Lösung Marke Eigenbau den Vorteil, dass die gespeicherten Daten bei einem Wohnungsbrand- oder -einbruch nicht verloren gehen.

(csr/dpa)
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