Erstmals Live-Übertragung in dem sozialen Netzwerk Britischer Provinzfußball auf Facebook

Berlin (RPO). Bislang war die beschauliche Kleinstadt Ascot vor allem Pferdefreunden ein Begriff. Jedes Jahr pilgern zigtausend Zuschauer zur traditionellen Rennwoche in die südenglische Provinz, auch die königliche Familie ist regelmäßig zu Gast. Nur einen Steinwurf von der Laufbahn entfernt residiert der lokale Fußball-Klub, Neuntligist Ascot United - im Schatten der High Society. Keine Hüte, keine Hengste, nur Fußball.

Am Freitagabend hat der Provinz-Verein, der bisher nur selten vor mehr als hundert Zuschauern gespielt hat, seinen Bekanntheitsgrad schlagartig vergrößert. Als erstes Fußballspiel überhaupt, so hieß es auf der Internet-Seite des englischen Fußballverbandes (FA), wurde sein Qualifikationsspiel für den traditionsträchtigen FA Cup gegen den ebenfalls unterklassigen Wembley FC live auf Facebook übertragen.

Verantwortlich für die ungewöhnliche Übertragung war der neue Hauptsponsor des Pokals, über dessen Profil-Seite der Live-Stream gestartet werden konnte. Nachdem die Benutzer auf "Gefällt mir" geklickt haben, bekamen sie neunzig Minuten authentischen Amateur-Fußball frei Haus. Ein Marketing-Gag, mit dem das Unternehmen seine Beliebtheit in dem sozialen Netzwerk zu verbessern suchte.

Über 75.000 "Likes"

Das sorgte schon im Vorfeld für Jubelstürme in dem kleinen Verein: "Beim ersten Spiel des FA Cups dabei zu sein, ist schon eine Ehre. Dass unser Spiel an ein weltweites Publikum übertragen wird, ist fantastisch für unseren Klub", sagte Mike Harrison, Vorsitzender von Ascot United.

Die zahlreichen Kameras und die Rekordkulisse von mehreren Hundert Zuschauern schien die Mannschaften anzuspornen. In der ersten Hälfte schenkten sich beide Teams wenig, beackerten den Platz in beide Richtungen. Ein Tor wollte trotz zahlreicher Großchancen allerdings nicht fallen.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte der Gast aus London die Schlagzahl und ging nach einer Ecke in Führung. Gegen Ende der zweiten Hälfte kämpfte sich Ascot zurück ins Spiel. Nach einem verwandelten Elfmeter in der 82. Minute standen alle Zeichen auf Verlängerung. Doch kurz vor Ende fiel das zweite "Wembley-Tor" und setzte den Hoffnungen der Gastgeber ein jähes Ende.

Wenngleich das Spiel durchaus Werbung für den Amateur-Fußball war, aus Sponsorensicht hat es sich wohl kaum gelohnt. Die Anzahl der "Likes" in der Facebook-Community stieg am Freitagabend lediglich von rund 69.000 auf über 75.000. Bei einer "Weltpremiere" in dem sozialen Netzwerk und einer möglichen Zuschauerzahl von über 700 Millionen eine vergleichsweise geringe Zahl - denn so viele Nutzer zählt Facebook weltweit.

Offenbar vorerst einzige Übertragung

Ob sich Live-Fußball auf Facebook durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Wie englische Nachrichtenseiten berichten, scheint es der Sponsor vorerst bei dieser einen Übertragung belassen zu wollen. In Deutschland sind die Übertragungsrechte der Fußball-Wettbewerbe klar geregelt, liegen bei den Bezahlanbietern "Liga Total" und "Sky". Erst ab der Bundesliga-Spielzeit 2013/2014 ist eine "Internet-Sportschau" im Gespräch.

Eine Möglichkeit, sich Fußball umsonst im Internet anzuschauen, ohne juristische Grauzonen zu betreten, hat man in Deutschland dennoch: Der Badische Fußballverband bietet die Höhepunkte einiger Partien als Webvideos an. Statt München gegen Dortmund kann hier unter anderem das Duell zwischen den Kreisligisten SV Langensteinbach und dem FV Ettlingenweier verfolgt werden: Keine Cheerleader, keine Logen, nur Fußball.

(dapd/das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort