Gipfeltreffen der Computerspieler Was kann man von der Gamescom erwarten?

Köln · Am 16. August öffnen sich in Köln die Tore zu fantastischen Welten: Denn dann beginnt die Gamescom – die weltgrößte Publikumsmesse für Computerspiele. Und ein Trend ist schon absehbar: Die digitale Unterhaltung wird anspruchsvoller und erwachsener.

Die besten neuen Spiele der Gamescom 2011
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Die besten neuen Spiele der Gamescom 2011

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Am 16. August öffnen sich in Köln die Tore zu fantastischen Welten: Denn dann beginnt die Gamescom — die weltgrößte Publikumsmesse für Computerspiele. Und ein Trend ist schon absehbar: Die digitale Unterhaltung wird anspruchsvoller und erwachsener.

Im vergangenen Jahr standen sich die Besucher buchstäblich auf den Füßen. Insgesamt 275.000 Computerspiele-Fans drängelten sich vier Tage lang in und vor allem vor den Kölner Messehallen — um sich über Spielneuheiten zu informieren oder die Titel gleich zu testen. So viele, dass man irgendwann die Türen schließen musste, um der Menschenmenge halbwegs Herr zu werden. Ohne diese restriktiven Maßnahmen hätte man in Köln sehr leicht die Marke von 280.000 erreichen können.

Die könnte der Veranstalter Kölnmesse in diesem Jahr sogar brechen. Die Ausstellungsfläche ist mit 140.000 Quadratmetern um 15 Prozent gewachsen. Zudem wird es gesonderte Eingänge für das Tagespublikum und für Besucher geben, die ihre Karte vorbestellt haben. So möchte man das Gedränge entzerren, wenn Spielefans aus der ganzen Welt in die Messehallen strömen — und vor den Ständen der Top-Titel wie der neuesten Erweiterung von "World of Warcraft" (Mists of Pandaria) Schlangen bilden.

Um Wartezeiten nicht zu lange erscheinen zu lassen, wird in Kooperation mit LG ein Kino mit 500 Plätzen aufgebaut, um Trailer im Leinwandformat präsentieren zu können. Ein vermutlich schwacher Trost. Das, was die Messe ausmacht, ist der direkte Kontakt von Entwickler, Publishern und Spielern. Es ist die perfekte Bühne für 300 Weltpremieren. So zumindest lauten die Erwartungen.

Und das, obwohl einige große Namen fehlen werden: Nintendo, Sega und THQ haben bereits verlauten lassen, dass sie dieses Jahr nicht dabei sein werden. Auch Microsoft wird fehlen. Der Softwaregigant und Xbox-Produzent aus Redmond setzt in der Phase des Umbruchs zur nächsten Generation der Spielekonsole lieber auf kleine, lokale und vor allem eigene Events, statt sich auf einer Großmesse zu präsentieren. Dort ist Microsoft nur ein Name unter vielen. Und unter ihnen zu bestehen oder sogar einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, fällt jedes Jahr schwerer. Zwar wird der Kundenkreis immer größer, doch damit wachsen ebenso die Ansprüche.

2,3 Milliarden Euro Umsatz mit Computerspielen

Videospiele als moderne Kunst- und Unterhaltungsform sprechen schon lange nicht mehr nur männliche Teenager an, sondern auch Frauen und Männer jenseits der 40. Nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom spielt fast jeder dritte Deutsche: 29 Prozent der Frauen, 34 Prozent der Männer — und 15 Prozent der 50- bis 64-Jährigen. 2011 haben sie für Spiele und entsprechender Hardware wie Konsolen in Deutschland 2,3 Milliarden Euro ausgegeben.

Das ist eine Menge Geld, für das man auch etwas erwartet. Die "Gamer" begnügen sich nicht mehr mit simplen Storys oder geradlinigen Actionfeuerwerken ohne jeden Tiefgang. Wie bei einem guten Buch oder Film erwarten sie mehr als geistlosen Zeitvertreib: eine komplexe Welt und eine erwachsene Geschichte. Kein Wunder also, dass sich die Produktionskosten der Topspiele längst im oberen zweistelligen Millionenbereich auf dem Niveau von Hollywood-Blockbustern bewegen. Ebenso wenig überraschend: Viele Studios setzen auf etablierte Titel, die man nicht erst aufwändig am Markt lancieren muss.

Zwischen den Fronten

Ubisoft aus dem kanadischen Montreal beispielsweise möchte gleich mit zwei Fortsetzungen punkten: Assassin's Creed III wagt den überfälligen Neuanfang der Reihe und soll mit einer überarbeiteten Spiele-Engine actionreicher werden als die Vorgänger, dafür aber insgesamt flüssiger erscheinen: Optionale Nebenmissionen sind stärker in die Hauptgeschichte eingebunden, das versteckte Schleichen wurde enorm verbessert und wirkt nicht mehr eher halbherzig umgesetzt. Dafür verlässt man die sehr eindrucksvoll umgesetzten Städte der Renaissance und aus der Zeit der Kreuzzüge.

Ein neuer Protagonist, der Halb-Indianer Connor, bewegt sich buchstäblich zwischen den Fronten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges — sowie in Boston und New York der 1770er Jahren. Je nach Spielweise mal mehr oder weniger geschickt, um Gegner aus dem Weg zu räumen oder Intrigen aufzudecken. Wie bei den Vorgängern liegt in der Vergangenheit der Schlüssel zur Gegenwart und zur Entscheidung im Jahrhunderte währenden Kampf der Templer gegen die Assassinen. Dabei werden serientypisch moderne Verschwörungstheorien aufgegriffen und wird viel über den Wert der Freiheit oder des Individuums philosophiert.

Ego-Shooter mit Moral

"Far Cry" dagegen ist eine First-Person-Shooter-Reihe. Und mit dem dritten Teil wagt Ubisoft einen Spagat. Die abfällig "Ballerspiel" genannten Titel richten sich meist an ein eher junges Publikum und können bislang nur selten mit einer anspruchsvollen Story aufwarten. Genau das aber will Ubisoft ändern: Nach eigenen Angaben soll das Spiel der reizüberfluteten Spaßgesellschaft, die ständig nach einem neuen Kick sucht, einen Spiegel vorhalten. Der Held gehört zu einer Gruppe von Party People, die nur feiern wollen. Sie landen aber auf der falschen Tropeninsel, die von Banden beherrscht wird.

Einer der Anführer, Vaas, erscheint nicht nur wahnsinnig, sondern ist es auch. Auf den ersten Blick wirkt das Spiel wie "Stirb langsam" trifft auf "Lost" und "Apocalypse Now". Und der Protagonist, der dieses Mal kein gestählter Actionheld ist, soll einen extremen Widerwillen gegen die sinnlose Gewalt haben, sich dadurch selbst dem Wahnsinn nähern — und den Spieler damit auch immer wieder konfrontieren. Ein herausfordernder Shooter mit Anspruch und einer moralischen Botschaft? Ob das tatsächlich gelingt, muss sich zeigen.

Zynische Sozialkritik

Ubisoft würde damit ein wenig dem Studio Rockstar nacheifern, das es seit Jahren schafft, actionreiche, bisweilen kompromisslose Spiele zu kreieren. Mit sehr viel Zynismus, Sozial- und Gesellschaftskritik konnten sie Spieler und Kritiker begeistern. Und mit Spannung wird erwartet, ob der Entwickler die lange erwartete Fortsetzung der Grand-Theft-Auto-Serie vorstellen wird.

Nach Rockstar-Angaben plant man keine Präsentation. Typisch für das Studio hält man sich damit zurück, bis ein Spiel so gut wie fertiggestellt ist. Dennoch findet sich ein kurzer Ausschnitt im offiziellen Gamescom-Video. Und zumindest die große Rockstar-Schwester "2k" wird in Köln vertreten sein. Das wäre der richtige Moment für eine Überraschung. Der fünfte Teil soll in Los Santos, sprich Los Angeles, der nahen Gegenwart spielen. Mehr Details gibt es bislang nicht — außer, dass der Spieler auch Flugzeuge steuern kann.

Digitale Fußball-Plätze

Nicht ganz so tiefsinnig werden einmal mehr Konami und Electronic Arts gegeneinander antreten. Beide stellen eine Woche vor Beginn der Bundesliga-Saison die neuesten Versionen ihrer Fußball-Simulationen PES und FIFA vor. Und wieder werden sie an der Spiel-Engine und Ballphysik sowie der KI gefeilt haben. Zudem werden die Entwickler die Steuerung um einige Funktionen ergänzen, um ein noch realitätsnäheres Fußball-Spiel auf virtuellen Plätzen möglich zu machen. Die zwei hochklassigen Simulationen werden sich aber wahrscheinlich nur in Nuancen unterscheiden.

SimCity — Urvater der Sim-Reihe

Für Electronic Arts ist FIFA aber nur ein Spiel unter vielen: Man wird einen Ausblick auf das erst 2013 erscheinende Crysis 3 geben, dessen Vorgänger mit dem Deutschen Computerspielpreis für das Spiel des Jahres 2011 gekürt worden war. Und neben den fast schon obligatorischen Erweiterungen für die Sims möchte man auch die jüngste Version von SimCity, dem Ur-Vater der Sim-Reihe, zeigen. Am Prinzip des Aufbau- und Strategie-Spiels hat sich kaum etwas geändert. Am Computer versucht man sich als Stadtplaner und soll eine wachsende, florierende Metropole erschaffen. Das wird angesichts der stetig steigenden Ansprüche der Einwohner nicht gerade leicht.

Davon abgesehen dass unvorhersehbare Ereignisse wie ein heftiger Sturm oder andere Katastrophen, sowie die Folgen der zunehmenden Umweltverschmutzung jede Planung über den Haufen werfen — und das Krisenmanagement des Spielers auf die Probe stellen. SimCity ist dabei als Multiplayer-Game mit konkurrierenden Metropolen menschlicher Mitspieler konzipiert und benötigt eine Internetverbindung. Die Frage ist, ob sich alte Fans der Reihe damit anfreunden können.

Facelift für die Playstation 3?

Nebst diesen mehr oder weniger sicheren Vorstellungen kursieren auch Gerüchte zur neuen Version der Playstation 3. Weil Nintendo und Microsoft abgesagt haben, würde Sony die Bühne alleine gehören. Und vor der Präsentation einer tatsächlich neuen Playstation 4 frühestens 2013 könnte man versuchen, den Verkauf der Spielekonsole noch einmal anzukurbeln — nachdem die Japaner nun endlich schwarze Zahlen mit ihr schreiben. Die neue Version soll den Gerüchten nach kleiner sein als die bisherigen Modelle und auf den Slot-in-Schlitz für Bluray-Discs verzichten. Vielmehr soll es ein günstigeres Top-Lader-Laufwerk geben, das den Preis drücken würde.

Die Messe: 16. bis 19. August, Donnerstag und Freitag 10 bis 20 Uhr, Samstag 9-20 Uhr, Sonntag 9 bis 18 Uhr. Tageskarten im Vorverkauf zwischen 6 Euro (Kind 7-11 Jahre) und 15 Euro.

(sap)
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