Spiele-Kritik: "Spec Ops: The Line" Die grausame Seite des Krieges

Düsseldorf · Im Vorfeld wurde viel über dieses Spiel gesprochen. "Spec Ops: The Line" provoziert wo es nur kann. Grausamkeit, Gewalt und Intrigen begleiten den Spieler bei dem Third-Person-Shooter ständig. Hat das Spiel die Publicity verdient? Oder sind die Provokationen wieder mal nur ein einfacher PR-Gag?

Spec Ops: The Line - Screenshots
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Dubai, ein unverbrauchtes Schlachtfeld für die Entwickler der Spiele-Industrie. Viel Sand, wenige Menschen, und — Achtung Wortspiel: hitzige Schlachten. Bei dem Shooter "Spec Ops: The Line" sind es aber mehr die Entscheidungen als die Schlachten, die den Reiz des Spiels ausmachen. Im Spielverlauf muss man als Anführer einer dreiköpfigen Amerikanischen Delta-Einheit immer wieder schwere Entscheidungen treffen. Vertraut man einem zwiespältigen CIA Agenten? Glaubt man die Propaganda, die durch das Funkgerät schallt? Inmitten des von Sandstürmen zerstörten Dubai liegt es an unserem Team herauszufinden, was mit dem 33. Bataillon passiert ist, das auf dem Rückweg aus Afghanistan war.

In den 15 Missionen von Spec Ops wird der Spieler einige Ungereimtheiten im Militär aufdecken und sogar gegen seine eigenen Landsleute kämpfen. Auch hier wird der Spieler im Laufe der Story vor einige knifflige Entscheidungen gestellt. Ein Dieb hängt neben einem Soldaten, der die Familie des Kriminellen getötet hat, aufgehängt an einer Brücke. Wir müssen nun als Spieler entscheiden, wen wir retten, und wen wir sterben lassen. Beim Versuch, sich vor der Verantwortung zu drücken, werden entweder beide Menschen von Scharfschützen erschossen, oder unsere Einheit muss ins Gras beißen.

Die schweren Entscheidungen

Genau diese Momente machen den Titel zu etwas Besonderem. Denn der Spieler hinterfragt nicht nur seine Taten, es kommen durchaus Momente, an denen man sich schlecht oder schuldig für seine Taten fühlt. Ein bislang unbekanntes Spiel mit den Gefühlen des Spielers. Dadurch bekommt Spec Ops eine zeitweise sehr bedrückende und intensive Atmosphäre.

Technisch gibt es an den Titel wenig zu bemängeln. Selbst beim Vergleich der Sprachausgaben ist die deutsche Variante nicht wirklich schlechter als das Original. Allgemein ist die Soundkulisse in dem Titel sehr gut. Wuchtige Sounds, ein guter Soundtrack und sogar eine sehr gute 5.1-Mischung runden das Audioerlebnis ab. Grafisch muss sich Spec Ops auch nicht vor der Konkurrenz verstecken. Der Titel bietet eine gute und saubere Optik, bei der es leider hier und da zu Nachladern oder falsch geladenen Texturen kommt.

Das eigentliche Spielprinzip von "Spec Ops: The Line" ist allerdings durchschnittlich. Die Action-Passagen spielen sich wie aus den meisten Shootern bekannt und auch die künstliche Intelligenz der gegnerischen Fraktion weiß nicht zu überzeugen. Oft rennen sie wie Zielscheiben über das Schlachtfeld, ohne Deckung zu suchen. Zudem hat man den Eindruck, dass die Gegner immer nur an bestimmten Positionen auf uns lauern. Dadurch entstehen Passagen, in denen wir nicht wirklich das Gefühl haben, vom Programm gefordert zu werden.

Abschließend kann man festhalten, dass der Taktik-Shooter ein durchaus gelungener Titel ist. Vor allem das neue Szenario, die gute Geschichte und die zu treffenden moralischen Entscheidungen hat man in dieser Form noch nicht gesehen. Dagegen steht allerdings ein 08/15-Gameplay ohne große Herausforderungen. "Spec Ops: The Line" möchte die Stimmung eines Apocalypse Now auf die Konsole bringen. Das gelingt auch in vielen Missionen, doch die schlechte KI und die öden Ballereien passen nicht ganz dazu.

(felt)
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