Hamburg Bella sagt "Ciao!"

Hamburg · In 38 Filmen spielte Hannelore Hoger die Kommissarin "Bella Block" - jetzt ist Schluss. Im Finale geht es dramatisch zu.

"Nein, Paris habe ich nicht geschafft", sagt Hannelore Hoger. Im vergangenen Jahr stand sie ein letztes Mal als "Bella Block" vor der Kamera. Erstmals Ende 1993 auf Arte und seit 1994 im ZDF gab sie die kauzige Kommissarin, die auch im Ruhestand Verbrecher jagte. Worauf sie sich nach einem Vierteljahrhundert Dreharbeiten für die Reihe vor allem freut, hatte die 75-Jährige schon damals verraten: auf ein Leben ohne Dauerdruck, in dem sie auch mal spontan verreisen könne. "Mein Gott, war ich lange nicht in Paris", erzählte sie. Für die Zuschauer geht es mit der Hamburgerin aber erst noch mal in ihre Heimat - zum "Bella Block"-Finale.

"Am Abgrund", mit dem das ZDF heute die Reihe beendet, läuft fast auf den Tag genau nach dem Start am 26. März 1994. Der letzte Fall ist der 38. - und ein besonders brisanter: Die eigenwillige Ermittlerin kommt Korruption und Amtsmissbrauch bei der Justiz der Hansestadt und bei einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft auf die Spur.

Es ist ein Finale schon mit dramatischem Auftakt: Auf Staatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig), der gerade noch mit Bella im Restaurant saß, wird ein Anschlag verübt. Er stirbt, sie überlebt. Doch sein Tod und etwas, das er ihr anvertrauen wollte, lassen ihr keine Ruhe. Mit ihren Nachforschungen, bei denen Kommissar Schnaak (Rainer Bock) ihr hilft, begibt sich Bella selbst in höchste Gefahr. Eine Einbrecherbande von Kindern soll sie zum Schweigen bringen. Die Schauspieler Sabin Tambrea als brutaler Anführer und Lilith Stangenberg als dessen geistig zurückgebliebene Schwester stechen besonders heraus in dem Film von Regisseur Rainer Kaufmann. In "Am Abgrund" gibt es aber auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten: Devid Striesow, 2012 für den Saarbrücken-"Tatort" aus der ZDF-Reihe als Kommissar Jan Martensen ausgestiegen, und Rudolf Kowalski, der als Simon Abendroth lange Bellas privater Partner war.

Den Abschied von der Reihe hatte die Schauspielerin vor Langem eingeläutet. 2009 ließ sie ihre Kommissarin den Dienst quittieren, machte dann aber a.D. weiter. Zu möglichen TV-Plänen will Hoger, die gerade in der ARD-Reihe "Hotel Heidelberg" zu sehen war, nichts sagen. "Über alles, was nicht spruchreif ist, wird geschwiegen", betont sie. "Künstler kakeln nicht. Das bringt Unglück." Am Theater hatte sie einst begonnen, eine Theaterarbeit könne sie sich auch künftig vorstellen - als Regisseurin. "Text lernen fällt mir inzwischen schwerer."

In ihrer bisherigen Nach-"Bella"-Zeit habe sie sich drei Wochen Urlaub gegönnt, einer Operation unterzogen und auf Lesereise ihr Buch "Ohne Liebe trauern die Sterne" vorgestellt, erzählt Hoger. Ob sie nach dem Debüt ein weiteres Buch schreiben wird, lässt die Schauspielerin offen. "Wenn ja, dann würde ich es nicht verraten, das erzeugt Zwang, und dem will ich ja gerade entfliehen." Vor allem auf mehr Erholung freut sie sich. Aber viel freie Zeit - etwa fürs Malen, das sie vor einigen Jahren für sich entdeckte - habe sie bislang noch nicht gehabt.

Das Datum, an dem nun der letzte "Bella Block" läuft, ist im Hause Hoger seit 57 Jahren ein besonderes: Am 24. März 1961 wurde Tochter Nina Hoger, ebenfalls Schauspielerin, geboren. Bevor Hannelore Hogers eigener Geburtstag im Sommer ansteht, geht es für sie vielleicht doch noch nach Paris: "Gerne würde ich im Frühling dahin - wegen meiner vielen Erinnerungen."

"Bella Block: Am Abgrund", ZDF, Sa., 20.15 Uhr

(dpa)
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