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"Hart aber fair" An den 68ern scheiden sich die Geister

Düsseldorf · "Hart aber fair”-Moderator Frank Plasberg hatte für seine Diskussion über das Erbe der 68er einen bunten Gäste-Mix zusammengestellt. Doch am Ende bleibt die Frage, ob es diese Runde wirklich gebraucht hat.

"Hart aber fair”-Moderator Frank Plasberg hatte für seine Diskussion über das Erbe der 68er einen bunten Gäste-Mix zusammengestellt. Doch am Ende blieb die Frage, ob es diese Runde wirklich brauchte.

Darum ging's Stimmt das Vorurteil, dass die 68er-Generation eine überschätzte Bewegung war, die die Deutungshoheit über die Gesellschaft für sich reklamierte? Braucht das Land heute eine konservative Revolution? Oder kann man stolz sein auf 1968, das so viel verändert hat? Diese Fragen stellte Moderator Frank Plasberg zu Beginn seiner Sendung.

  • Rainer Langhans, Autor und Alt-68er
  • Klaus Wowereit, SPD, Berlins ehemaliger Bürgermeister
  • Michaela May, Schauspielerin
  • Dorothee Bär, CSU, Staatsministerin
  • Stefanie Lohaus, Publizistin
  • Jan Fleischhauer, Spiegel-Journalist

Der Frontverlauf An Zeitzeugen mangelte es der Runde nicht. Ob Rainer Langhans, Michaela May oder Klaus Wowereit: Sie alle haben ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der 68er-Bewegung gemacht. Und - wenig überraschend - gehörten sie alle zum Lager derer, für die jene Generation mehr bewirkt hat als ein paar popkulturelle Veränderungen. "Wir haben uns gegen die Verkrustungen unserer Eltern aufgelehnt und für die Freiheit gekämpft, das machen zu dürfen, was wir wollen. Das ist eine Errungenschaft, auf die wir stolz sein dürfen”, sagte Schauspielerin Michaela May und fasste damit die Position der Pro-68er schon zu Beginn der Sendung sehr treffend zusammen.

Noch deutlicher wurde die Publizistin Stefanie Lohaus. "Die 68er waren eine breite gesellschaftliche Bewegung, die heute gerne als popkulturelles Phänomen abgetan wird. Dabei hat sie Demokratie mit Leben gefüllt”, sagte die 40-Jährige, die in der CSU-Politikerin Dorothee Bär ihre Widersacherin fand. "Die 68er hat es nicht gebraucht. Das ist die Verklärung eines Mythos, den es nie gab.” Kein Wunder, dass sich Bär und Lohaus im Verlauf der Sendung mehrmals lautstark gegenseitig ins Wort fielen.

Kontrovers, aber weniger temperamentvoll, diskutierten Jan Fleischhauer und Klaus Wowereit miteinander. Spiegel-Journalist Fleischhauer, sozialdemokratisch erzogen, aber heute den 68ern sehr skeptisch gegenüberstehend, war der einzige Gast, der Bär bei den meisten Aussagen zur Seite sprang.

"Die damalige Bewegung hat weit weniger verändert, als ihr heute zugestanden wird. Da war Willy Brandt für die soziale Entwicklung im Land eine viel wichtigere Figur.” Klaus Wowereit konterte: "Man kann nicht ignorieren, dass die 68er für eine Liberalisierung der Gesellschaft gesorgt haben. Das zu leugnen, ist völlig abstrus. Sonst würde Dorothee Bär jetzt nicht als Staatsministerin hier sitzen, sondern zuhause den Haushalt machen.”

Rainer Langhans steuerte zu den Debatten ein paar Anekdoten bei, viel Nützliches beitragen konnte er indes nicht. Im Gegenteil: Mit der These, dass die damals in den antiautoritären Kinderläden aufgewachsenen Kinder heute Autisten seien und das toll sei, sorgte er für Empörung.

Erkenntnis Ob die 68er-Bewegung nun viel Gutes bewirkt hat oder überhöht wird, konnte die Sendung nicht klären. Das war aber auch nicht zu erwarten. Vielmehr zeigte "Hart aber fair”, dass auch 50 Jahre danach leidenschaftlich über die 68er diskutiert werden kann - und dass die Positionen in der Regel weit auseinanderliegen.

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