Düsseldorf Joachim-Erwin-Platz in der Innenstadt eingeweiht
Düsseldorf · Oberbürgermeister Geisel nahm die offizielle Benennung des Platzes mit der Familie des verstorbenen Stadtoberhaupts vor. Rund 200 Menschen waren am Kö-Bogen dabei, darunter Erwins engste Mitarbeiter und auch sein Fahrer.
Mit Detlef Bosch hat niemand gerechnet. Aber der Mann aus dem Fahrer-Pool steht mitten in der Menge am Kö-Bogen und schaut zu, wie Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), Hille Erwin und ihre Kinder Angela und Markus gemeinsam das Schild vom Tuch befreien: Joachim-Erwin-Platz steht darauf. Damit wird an den 2008 an einer Krebserkrankung verstorbenen Oberbürgermeister an einem Ort erinnert, dessen Entstehung er maßgeblich mit vorangetrieben hat.
Bosch, der Fahrer von Joachim Erwin (CDU), hat seinen Urlaub so gelegt, dass er dabei sein kann. Er steht Montagvormittag mit rund 200 anderen Menschen da und applaudiert. "Das lag mir am Herzen, ich wäre auch aus Norddeutschland für einen Tag gekommen", sagt er. Erwin, der Mann mit Ecken und Kanten, sei "hart, gerecht und auch lustig" gewesen, sagt Bosch, er habe immer einen Spruch auf den Lippen gehabt. "Ich habe das immer einordnen können." Man habe den OB in zwei Schichten gefahren, da er von früh bis spät im Einsatz war. Eine Woche Vollgas, dann eine Woche reduzierter Dienst, so sei sein Rhythmus gewesen.
Detlef Bosch steht dafür, was die Witwe Hille Erwin Montagmorgen "sehr bewegt": "Ich bin dankbar, dass mein Mann an dieser Stelle geehrt wird und er für so viele noch nicht vergessen ist. Er wäre stolz gewesen." Erwins engste Mitarbeiter sind da, Büroleiterin Christina Begale und Pressesprecher Kai Schumacher, Protokollchef Klaus Reifers, Stadtdirektor Helmut Rattenhuber, die Sekretärinnen - sie sind alle heute in anderen Jobs oder pensioniert.
Messechef Werner Dornscheidt ist gekommen, auch Ex-IDR-Chef Heinrich Pröpper, in Bausachen wie Arena und Dome Erwins Vollstrecker, viele Dezernenten und Ratsleute. Auch Erwins Nachfolger Dirk Elbers (CDU) und Marlies Smeets (SPD), die gegen Erwin 1999 die Wahl verlor, sind da. "Unser Verhältnis hat sich entspannt, als er wusste, dass ich nicht noch einmal gegen ihn antreten würde", erinnert sich Smeets. Da hätten sie gemeinsam für Fortuna Geld gesammelt.
Hille Erwin bedankt sich bei Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, auf dessen Balkon am Projekt Erwin-Platz gefeilt wurde, und sehr bei Geisel, der die Ehrung gegen viele Widerstände durchsetzte. Geisel, der unerfahrene Kommunalpolitiker, zahlte Lehrgeld, als ihm aus der Ampel-Kooperation der Platz vor den Bilker Arcaden wie ein vergiftetes Geschenk als Vorschlag für einen Erwin-Platz dargereicht wurde. Die Familie Erwin lehnte brüsk ab.
Montag trifft Geisel den Ton, zählt ohne Nebenbemerkungen Erwins Erfolge auf: schuldenfreie Stadt (was Geisel nicht so nennt), Investitionen in Schulen, Kitas und Sportstätten, die Stadtentwicklung. Geisel stellt sich bei der Tour de France, Olympia und Euro 2024 in die Fußstapfen des Christdemokraten, der "von oben" sicher die Daumen drücke. Schlusssatz: "Heute also dürfen wir an einem Ort, den er selbst maßgeblich geprägt hat, einen Platz nach Joachim Erwin benennen, in Wertschätzung für und Verneigung vor einem Mann, der sich um seine Stadt in besonderer Weise verdient gemacht hat."