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Der Ökonom Warum Zuwanderung sinnvoll sein kann

Die aktuelle Debatte um die Freizügigkeit für Bulgaren und Rumänen läuft falsch. Es geht nicht um Sozialmissbrauch, sondern darum, Chancen zu ergreifen.

Der Vorteil der ökonomischen Analyse besteht darin, systematisch die Wohlfahrtseffekte einer bestimmten politischen Handlung zu bewerten. Das ist in der Debatte um die neue Freizügigkeit für Bulgaren und Rumänen in der Europäischen Union nicht anders. Grundlage ist dabei das Pareto-Kriterium, wonach dann eine neue wirtschaftliche Situation als vorteilhaft eingeschätzt wird, wenn sie mindestens einen der Akteure besser stellt, ohne die anderen zu benachteiligen.

Die CSU stellt sich hin und behauptet, dass die EU-Bürger aus Osteuropa vor allem das deutsche Sozialsystem missbrauchen. Schaut man auf die Fakten, ist das nicht allgemein haltbar. Denn nur 0,6 Prozent der Hartz-IV-Mittel gehen an Bulgaren und Rumänen. In Wirklichkeit hat die CSU Angst, die billigen Arbeitskräfte könnten die Entgelte in den Niedriglohnbereichen weiter drücken. Wenn dem so wäre, würden Arbeitnehmer in Deutschland durch die Freizügigkeit schlechter gestellt als vorher, das Pareto-Kriterium würde verfehlt. Die Zuwanderung nach Deutschland wäre also schädlich.

Doch eine solche Argumentation ist voreilig. Denn sie bezieht nicht alle Effekte ein. Nicht nur die Zuwanderer stehen sich ökonomisch deutlich besser, auch die Inländer profitieren. Für Unternehmer und Anleger verbessern sich die Renditen, Konsumenten können Dienstleistungen (beispielsweise am Bau oder in der Pflege) günstiger einkaufen. In der Regel sind die Zuwanderer auch besser ausgebildet als der Schnitt der deutschen Bevölkerung. Damit würde wiederum der Wert der einfachen Tätigkeiten sogar relativ zunehmen, die Menschen im Niedriglohnsektor könnten auf steigende Entgelte hoffen. In der Summe sind die Vorteile höher als die möglichen Nachteile in einzelnen Sektoren.

Damit auch das strenge Pareto-Kriterium erfüllt ist, müssen diese Nachteile ausgeglichen werden. Mit dem zusätzlich erzielten Wohlstand dürfte das kein Problem sein. Denn auch die Migranten zahlen schließlich Steuern. Die nüchterne ökonomische Analyse zeigt also, dass Zuwanderung unter diesen Bedingungen sinnvoll ist.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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