Der Ökonom Warum die USA die Weltwirtschaft gefährden

Demokraten und Republikaner wollen in letzter Minute die Zahlungsunfähigkeit der USA vermeiden. Das ist gut. Weniger gut ist, dass sie das Problem nur verschieben.

Die Amerikaner haben eine Liebe zum Showdown. In Western wendet der Held gern erst in letzter Minute die drohende Katastrophe ab. Es scheint, dass vor allem die Republikaner im US-Kongress Gefallen an dieser Strategie gefunden haben.

Sowohl im Haushaltsstreit um das neue Budget wie auch bei der Schuldenobergrenze nehmen die Republikaner die gesamte Nation in Geiselhaft. Bleibt es bei der derzeitigen Schuldenobergrenze, droht am 17. Oktober die Zahlungsunfähigkeit der USA. Die Amerikaner können dann keinen weiteren Cent aufnehmen, um alte Schulden abzulösen. Oder sie müssen ihre Ausgaben so brutal senken, dass eine Rezession droht. Damit gefährden die Republikaner nicht nur ihr eigenes Land, sondern die Funktionsfähigkeit der gesamten Weltwirtschaft.

Selbst wenn sich Demokraten und Republikaner in letzter Minute über eine kleine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen, bleibt das Problem grundsätzlich bestehen. Der Showdown wäre nur verschoben.

Warum sind die Machtspiele so gefährlich für die Weltwirtschaft? Die USA stellen mehr als ein Fünftel des Weltbruttoinlandsprodukts. Und die Schuldtitel der US-Regierung machen ein Drittel der Reserven aus, die Banken und andere Finanzinstitute als Sicherheit bei kurzfristigen Geldgeschäften halten. Wird diese Schuld nicht mehr bedient, wackeln die Finanzmärkte. Lehman Brothers lässt grüßen.

Dabei geht es gar nicht darum, dass die Amerikaner ihre Staatsschulden nicht zurückbezahlen können. Die Schuldenobergrenze bis zur unglaublichen Zahl von 16,7 Billionen Dollar ist eine willkürliche politische Setzung. Aber in den Finanzmärkten entscheidet Psychologie. Wer seine Schulden nicht bedient, egal aus welchem Grund, setzt Schockwellen in Bewegung, die mit Zeitverzögerung auf die Weltkonjunktur durchschlagen.

Übrigens ist Obama an dieser Entwicklung nicht unschuldig. Hätten sich die USA nicht so verschuldet, könnten die Republikaner mit der Schuldenobergrenze ihren Präsidenten gar nicht erpressen.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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