Familienkonzerne Henkel enttäuscht die Anleger

Düsseldorf · Viele Jahre lang war Henkel Lieblingsaktie vieler Kleinanleger, diese Zeit ist vorbei. Die Aktie rutscht wegen schwacher Zahlen weiter ab, weil das Geschäft mit Haarpflege und Klebstoffen schrumpft.

Henkel hat mehr Gegenwind als erwartet. Dies zeigen die Zahlen für das erste Quartal. Danach sank der Umsatz in der wichtigsten Sparte Klebstoffe („Pritt“) zwischen Januar und Ende März um 0,8 Prozent, bei Haarpflege/Kosmetik („Schwarzkopf“) ging das Geschäft sogar um 2,2 Prozent zurück, wenn man die Effekte von Wechselkursänderungen und Zukäufen herausrechnet. Gut läuft nur das Stammgeschäft der Waschmittel rund um Persil, das um 4,7 Prozent zulegte. Insgesamt wuchs das Geschäft organisch nur um 0,7 Prozent im Jahresverlauf.

Als Folge rutschte die Aktie um vier Prozent ab und war schlechtester Wert im Dax. „Die Aktionäre sind enttäuscht“, sagt Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe. „Henkel muss bei seiner Innovationsoffensive schneller vorankommen, um wieder mehr Erfolge zu haben.“ Wie schwach die Aktie abschneidet, zeigt auch die Entwicklung seit der Jahreswende: Der Dax legte um rund 15 Prozent zu, während Henkel knapp sieben Prozent verlor, weil der Konzern Ende Januar für 2019 insgesamt schwache Zahlen angekündigt hatte. „Henkel muss besser werden“, sagt Jella Benner-Heinacher von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Sie müssen sich dieses Jahr noch stark bemühen.“

Die größten Probleme gibt es im Privatkundengeschäft Haarpflege. Hier sank der Umsatz in Westeuropa und China, Vorstandschef Hans Van Bylen setzt auf jüngere Angebote: „Wir wollen die Millenials mit neuen Marken ansprechen“, sagt der Belgier. So will Henkel zunehmend Haarpflegemittel auf den Markt bringen, die ökologisch eingestellte Kunden ansprechen.

Bei Klebstoffen leidet Henkel darunter, dass die Kunde der Auto- und Elektronikbranche zurückhaltend sind. Jetzt hofft man auf mehr Aufträge im Herbst. Auch darum hält der Vorstand an der Prognose fest, den Konzernumsatz 2019 um mindestens zwei Prozent zu erhöhen. Denn vieles läuft auch gut: Die Logistikprobleme in den USA sind überwunden. Zudem schlägt man sich gut in Wachstumsregionen abseits der Industriestaaten, auch das klassische Waschmittelgeschäft macht Freude. Henkel versucht, Kunden mit neuen Angeboten wie Power-Caps anzusprechen. Für die Zukunft hoffen Van Bylen und Knobel, die Kosten durch Digitalisierung weiter senken zu können. Schon 200 Robotic-Programme seien tätig. Gerade einfache Bürojobs in den „Shared-Service-Center“ in Billiglohnländern sind bedroht.

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