Rekordzuwachs Deutsche Wirtschaft übertrifft alle Erwartungen

Düsseldorf/Berlin (RPO). Die Krise ist Schnee von gestern, die deutsche Wirtschaft brummt: Sie wuchs allein im ersten Quartal um 1,5 Prozent. Vor allem der anziehende Konsum und die Investitionen sorgen für eine überraschend starke Konjunktur. Im Gesamtjahr könnte die Wirtschaft zum zweiten Mal in Folge mehr als drei Prozent wachsen. Das hat es seit der Wiedervereinigung noch nie gegeben.

Nicht nur die Häfen sind dank des brummenden Exports gut gefüllt. Immer mehr Deutsche geben ihr Geld für den Konsum aus.

Nicht nur die Häfen sind dank des brummenden Exports gut gefüllt. Immer mehr Deutsche geben ihr Geld für den Konsum aus.

Foto: dapd, dapd

Deutschland ist die Wachstumslokomotive in Europa. Die größte Volkswirtschaft des Kontinents behält das Wachstumstempo aus dem letzten Jahr bei. Inzwischen ist sogar das Krisenjahr 2008, als die Bundesrepublik einen Einbruch von 4,7 Prozent verkraften musste, ausgeglichen. "Damit wurde das Vorkrisenniveau von 2008 bereits jetzt wieder erreicht", teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit.

Bei Experten sorgen die überraschend guten Zahlen für Jubel. "Deutschland bewegt sich auf ein zweites Wirtschaftswunder zu", sagte Carsten Brzeski von ING. "Wir sind sehr schnell aus der Krise des Jahres 2009 herausgekommen - unerwartet schnell, unerwartet kräftig", sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, in der "ARD". "Und so geht es in diesem Jahr weiter."

Getragen wurde der Boom von Januar bis März - im Gegensatz zum letzten Aufschwung - vor allem von der Binnenwirtschaft. "Sowohl die Investitionen in Ausrüstungen und in Bauten als auch die Konsumausgaben konnten zum Teil deutlich zulegen", hieß beim Statistischen Bundesamt. Die Baubranche profitierte dabei von Nachholeffekten, weil am Jahresende viele Arbeiten wegen Schnee und Frost liegen geblieben waren. "Die Expansion von Exporten und Importen setzte sich ebenfalls fort", schrieben die Statistiker.

Konsumausgaben steigen

In den letzten Jahren wurde Deutschland kritisiert, zu einseitig auf den Export zu setzen. Hier scheint eine Verschiebung stattzufinden. "Die sich abzeichnende Zusammensetzung des Wachstums zeigt einmal mehr, dass die deutsche Volkswirtschaft nicht mehr allein auf dem außenwirtschaftlichen Bein steht, sondern in zwischen nun auch mit dem binnenwirtschaftlichen Bein einen festen Stand gefunden hat", erklärte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle.

Inzwischen befeuert das Wachstum sich sozusagen selbst. "Der Konsum wird künftig aber mehr und mehr zur Wachstumsmaschine werden, weil die Arbeitslosigkeit stark sinkt", sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank. Wer mehr Geld zur Verfügung hat, gibt schließlich auch mehr aus. Hinzu kommt, dass bei steigenden Einnahmen der Sozialkassen eine Senkung von Beiträgen zu Kranken- und Rentenversicherung möglich scheint. Das würde die Kaufkraft stärken - insofern die Inflation in einem überschaubaren Rahmen bleibt.

Wachstum geht weiter

Das Ende der Fahnenstange ist jedenfalls noch nicht erreicht: Die meisten Experten erwarten jetzt das zweite Jahr in Folge ein Wachstum von mehr als drei Prozent. "Ein in der gesamtdeutschen Geschichte einmaliges Ereignis", sagte Scheuerle. 2010 hatte es mit 3,6 Prozent den stärksten Zuwachs seit der Wiedervereinigung gegeben. Dem war 2009 wegen der Finanzkrise allerdings auch mit 4,7 Prozent der schwerste Einbruch seit rund 60 Jahren vorausgegangen.

Allerdings dürfte die deutsche Wirtschaft ihren Wachstumshöhepunkt überschritten haben. Die von Reuters befragten Analysten rechnen bis Ende 2012 nur noch mit einem durchschnittlichen Quartalszuwachs von 0,5 Prozent. "Deutschland wird auch in den kommenden Jahren kräftiger wachsen als der Rest des Euro-Raums", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Deutschland profitiere von einer laxen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die aus Rücksicht auf die Krisenländer ihren Leitzins niedrig hält - eigentlich müsse der Zins bei drei Prozent liegen.

(RTR/ndi)
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