Nach dem neuen DAX-Allzeithoch Deutsche Wirtschaft so stark wie nie

Düsseldorf (RP). Sprudelnde Steuereinnahmen, satte Firmengewinne, der DAX auf neuer Rekordhöhe - der Boom ist unübersehbar. Un er hält nach Experten-Meinung vorerst an.

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Foto: ddp

Der Deutsche Aktien-Index (Dax) hat gestern vorübergehend bei 8151 Punkten ein Rekordhoch erreicht - sichtbares Zeichen für die derzeit glänzende Verfassung großer Teile der deutschen Wirtschaft. "Die Unternehmen strotzen vor Kraft", sagte der Analyst Christoph Schlienkamp vom Düsseldorfer Bankhaus Lampe im Gespräch mit unserer Zeitung. Die große Koalition wertete den Börsen-Rekord als Beleg für die Stärke des Standorts Deutschland. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm erklärte gestern, der Dax sei eine Kennziffer, die neben anderen deutlich mache, "dass die Wirtschaft in Deutschland floriert".

Große Konjunktur-Umfragen zeigten zuletzt, dass die Stimmung in den Unternehmen teilweise so gut ist wie zuletzt nach der Wende 1990. Die Maschinenbau-Branche verglich den Boom sogar mit der Aufschwungphase Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

"Der Aufschwung trägt auf jeden Fall noch bis ins neue Jahr", sagt Volkswirt Arnd Schäfer von der WestLB. Und das Hoch werde zunehmend auch vom Konsum getragen. Viele Experten glauben, dass die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr auf 8,3 (derzeit 8,8) Prozent fallen wird. Große Optimisten glauben sogar daran, dass das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr über drei Prozent liegen könnte. "Der Aktienmarkt ist ein Frühindikator", sagt Analyst Schlienkamp, "und das gleiche Phänomen haben wir im vergangenen Jahr auch erlebt. Da haben einige für 2007 ein Wachstum von weniger als zwei Prozent vorausgesagt, und jetzt liegen wir bei drei."

Der Boom kommt auch Finanzminister Peer Steinbrück zugute. Nach Angaben aus Regierungskreisen stiegen die Steuereinnahmen im ersten Halbjahr um rund 30 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr und allein im Juni um deutlich mehr als zehn Prozent. Dass dabei auch Umsatzsteuer und Lohnsteuer zulegten, zeigt, dass zum einen der Mehrwertsteuer-Schock überwunden ist, zum anderen ein Teil des Aufschwungs in den Geldbörsen der Arbeitnehmer angekommen ist.

Allerdings mehren sich die Stimmen derer, die vor allzu großer Euphorie warnen - auch an der Börse, wo die Kurse zuletzt immer stärker schwankten. Schon gestern fiel der Dax nach dem Rekord wieder zurück, und viele Beobachter glauben, dass er noch einmal deutlich unter die 8000-Punkte-Marke fallen könnte. Und auch bei den Unternehmen werde es nicht ewig steil nach oben gehen: "Die Beschäftigten fordern ihren Anteil. Und wenn die Löhne steigen, schwächt sich das Gewinnwachstum bei den Firmen ab", heißt es. Das werde sich aber frühestens im kommenden Jahr auswirken.

Eine Konjunkturbremse könnte für manche Unternehmen der starke Euro werden. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung ist gestern auf mehr als 1,38 Dollar und damit erneut auf Rekordniveau gestiegen.

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