Drei Kilometer Röhren verlegt Bau der Ostsee-Pipeline offiziell begonnen

Portovaya (RPO). Mit der Verlegung der ersten Erdgasröhren hat der Bau der Ostsee-Pipeline von Russland nach Deutschland am Freitag offiziell begonnen. Die 1200 Kilometer lange Pipeline soll ab Ende 2011 sibirisches Erdgas von Wyborg nach Greifswald führen.

 Russlands Präsident und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder treffen sich während des offiziellen Baubeginns der Gaspipeline von Russland nach Deutschland.

Russlands Präsident und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder treffen sich während des offiziellen Baubeginns der Gaspipeline von Russland nach Deutschland.

Foto: INTERPRESS, AFP

Zum offiziellen Baubeginn setzte der russische Präsident Dmitri Medwedew am Freitag in der Bucht von Portovaya seine Unterschrift auf eine Röhre und sagte: "Die Nord-Stream-Pipeline wird die Erdgasversorgung für Europa zu vernünftigen Preisen sichern." Bundeskanzlerin Angela Merkel war per Videobotschaft zugeschaltet.

An dem Festakt nahm auch Altkanzler Gerhard Schröder teil, der Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream AG ist. Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Andreas Schockenhoff, bezeichnete das Projekt als Meilenstein in der Verbesserung der westeuropäischen Energieversorgung. "Zudem können wir uns künftig innerhalb der Europäischen Union gegenseitig besser versorgen", sagte der CDU-Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Diese Strategie sei mittlerweile auch in Polen und im Baltikum akzeptiert worden, nicht zuletzt aufgrund der hohen ökologischen Anforderungen an das Bauprojekt.

Ein erster drei Kilometer langer Abschnitt der Erdgasleitung auf dem Meeresgrund wurde bereits verlegt, wie die Trägergesellschaft Nord Stream AG am Freitag mitteilte. Die Arbeiten begannen nach Angaben eines Sprechers am Donnerstag.

Das Verlegerschiff Castoro Sei habe nahe der schwedischen Insel Gotland die Arbeiten aufgenommen, 675 Kilometer entfernt vom Startpunkt der Pipeline nahe der russischen Hafenstadt Wyborg, teilte die Nord Stream AG mit. Die Pipeline wurde seit 2006 geplant und soll jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Europa transportieren. Sie umgeht die Ukraine, mit der Russland in den vergangenen Jahren immer wie Streit hatte.

Bauarbeiten am deutschen Abschnitt beginnen in Kürze

Die Bauarbeiten im 82 Kilometer langen deutschen Abschnitt beginnen dem Unternehmen zufolge in Kürze am Energiestandort Lubminer Heide. Im Greifswalder Bodden wird Mitte Mai gestartet. Verlegt wird die Erdgasleitung von drei Spezialschiffen: Die Castoro Sei ist für den Großteil der Offshore-Verlegung im Einsatz, die Castoro Dieci arbeitet ab Juni in der Nähe der deutschen Küste und die Solitaire beginnt ab September in Finnischen Meerbusen mit der Verlegung.

Jedes dieser Schiffe ist der Nord Stream AG zufolge eine schwimmende Fabrik: Aus fünf Zwischenlagern rund um die Ostsee werden betonummantelte Stahlrohre, rund zwölf Meter lang und etwa 25 Tonnen schwer, angeliefert und an Bord zusammengeschweißt.

Die EU hat die Ostsee-Pipeline als Projekt von gemeinsamem Interesse gebilligt. Umweltschützer fürchten aber um Fischbestände und Seevögel in dem sensiblen Ökosystem. Auch gibt es die Sorge, dass bei den Bauarbeiten Munition und chemische Kampfstoffe aus beiden Weltkriegen beschädigt werden könnten, die auf dem Grund der Ostsee vermutet werden.

Nord-Stream-Sprecher Steffen Ebert sagte dagegen am Freitag dem MDR, "dass diese Pipeline-Verlegung so umweltverträglich wie möglich passiert, denn wir wissen alle, dass die Ostsee ein sehr sensibles Ökosystem ist".

Die Trägergesellschaft Nord Stream gehört zu 51 Prozent dem russischen Gazprom-Konzern. Die deutschen Firmen Eon Ruhrgas und Wintershall sind mit je 20 Prozent beteiligt, die niederländische Gasunie hält neun Prozent.

(AP/felt)
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