Ratingagentur Fitch stuft Griechenland herab Soros: Deutschland trägt Mitschuld an Griechen-Krise

London (RPO). Der milliardenschwere US-Finanzinvestor George Soros gibt der Bundesregierung eine Mitschuld an den rekordhohen Risikoaufschlägen für griechische Staatsanleihen. "Wenn Deutschland sich darauf einlassen würde, Geld zu günstigeren Konditionen zu geben, würden die Marktzinsen fallen", sagte Soros am Freitag in Cambridge der Nachrichtenagentur Reuters.

Was der Notfallplan beinhaltet
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Foto: AFP

"Ich hoffe, dass Deutschland erkennen wird, dass das Gerede über Kredite zu Marktzinsen die falsche Medizin ist. Das würde Griechenland in den Abgrund treiben."

Investoren verlangten für zehnjährige griechische Staatsanleihen eine Rendite von rund 7,4 Prozent - über vier Punkte mehr als für entsprechende Papiere aus Deutschland. Das setzt das hoch verschuldete Griechenland unter Druck, weil es bereits am 20. April Schulden von 8,2 Milliarden Euro tilgen muss und im Mai weitere Milliarden benötigt. Die Bundesregierung sieht dennoch keinen Anlass für ein Eingreifen. "Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass Griechenland die Refinanzierung seiner Schulden gelingen wird", sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministerium.

Fitch stuft Griechenland ab

Wegen wachsender Sorgen um die Staatsverschuldung Griechenlands hat die internationale Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes auf BBB- herabgestuft. Die weiteren Aussichten blieben negativ, erklärte Fitch am Freitag weiter. Zwar sei es wahrscheinlich, dass Griechenland Hilfe von außen bekomme, doch die von der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds in Aussicht gestellte Finanzhilfe müsse transparenter gemacht werden. Die Herabstufung verteuert die ohnehin schon kostspieligen Kredite, auf die das Land angewiesen ist, um dem Staatsbankrott zu entgehen.

Die neue Note: "BBB-". Bislang hatte Griechenland die Note "BBB+". Zudem sei der Ausblick negativ, erklärte Fitch. Die Spreads auf griechische Staatsanleihen stiegen nach der Herabstufung auf über 400 Basispunkte von 398.

EU bereitet sich auf Nothilfe für Griechenland vor

Angesichts der zunehmenden Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands bereitet sich die Europäische Union langsam aber sicher auf den Fall X vor. "Wir sind bereit einzugreifen, wenn Griechenland es verlangt", bekräftigte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Freitag in einem Interview. Die Finanzminister der Euro-Länder beraten kommende Woche in Madrid über die Ausgestaltung des Notfallplans für Griechenland.

Auch das Bundesfinanzministeriums wiederholte die Bereitschaft der EU-Staaten, Griechenland im Notfall finanziell zu unterstützen. "Ich rate niemandem, daran zu zweifeln, dass dieses Sicherheitsnetz auch bereit steht und im Notfall kurzfristig angewandt wird", sagte der Ministeriumssprecher in Berlin. Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy betonte in Paris, Europa sei "jederzeit" bereit, seinen Notfallplan für Griechenland in Kraft zu setzen.

Die Länder der Euro-Zone haben sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen auf die Modalitäten für mögliche Hilfen an Griechenland geeinigt. Übereinkunft bestehe vor allem über die Zinshöhe für Kredite an den hochverschuldeten griechischen Staat, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Die Einigung sei bei einem Treffen auf Expertenebene erzielt worden.

Der EU-Gipfel Ende März hatte ein Hilfspaket beschlossen, das eine Mischung aus bilateralen Hilfen der Euro-Länder und einem Kredit des Internationalen Währungsfonds vorsieht. Diese Hilfszusicherung sollte Druck der internationalen Finanzmärkte von Griechenland nehmen.

(AFP/AP/Reuters/felt)
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