Zukunft des Unternehmens Bahnchef Lutz antwortet auf Scheuers Ultimatum

Berlin · In einem Brief an den Bundesverkehrsminister legt der Vorstandschef des Staatskonzerns dar, wie er das Unternehmen zukunftsfest machen will. Der Minister hatte ihn zuvor harsch attackiert.

 Minister Andreas Scheuer und Bahnchef Richard Lutz vor einem ICE (Archivfoto).

Minister Andreas Scheuer und Bahnchef Richard Lutz vor einem ICE (Archivfoto).

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Zugverspätungen, Engpässe im Netz, marode Strecken, Kritik am Service: Bei der Deutschen Bahn gibt es zahlreiche Probleme. Bahnchef Richard Lutz sieht den bundeseigenen Konzern bei den angestrebten Verbesserungen aber auf einem guten Weg – auch wenn das Unternehmen bei langfristigen Zielen noch eine „weite Reise“ vor sich habe. Das schreibt Lutz in einem Brief an Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

Die Züge seien pünktlicher geworden, außerdem werde die Bahn 2019 mehr Personal einstellen als geplant. Der Fahrplan soll ausgeweitet werden. Auf wichtigen Strecken sollen mehr Züge verkehren. Um Ziele zu erreichen, will die Bahn 2020 bis 2023 geringere Gewinne in Kauf nehmen. Ein Sorgenkind bleibt dem Brief zufolge die Gütersparte.

Scheuer sagte am Mittwoch, die Antwort des Bahnchefs habe alle in den vergangenen Monaten innerhalb der Koalition diskutierten Themenfelder aufgegriffen. „Ein „Weiter so“ dürfe und werde es nicht geben“, habe Lutz selbst in seinem Brief versichert. „Auf dieser Basis führen wir vertiefte Gespräche, um strukturelle Veränderungen zu erreichen. Unser Ziel ist, dass die Bahn zukunftsfähig bleibt.“ Der Minister hatte Lutz im Oktober in einem Brief aufgefordert, es seien weitreichende Veränderungen bei der Bahn notwendig. Ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben, der Konzern müsse seine Probleme schneller und effizienter lösen.

Lutz schreibt, um die dringend notwendige Verkehrsverlagerung zu erreichen, müsse massiv in die Schiene investiert werden. Dies gelte sowohl für Infrastruktur als auch für Werkstätten und Personal. Von geplanten 22.000 Einstellungen in diesem Jahr seien bereits mehr als 20.000 neue Mitarbeiter rekrutiert. Bis Jahresende erwarte die Bahn 24.000 Einstellungen – mehr als geplant.

Außerdem sollten Werke ausgebaut werden, in Süddeutschland solle ein neues ICE-Werk errichtet werden. Die Fahrzeugflotte solle modernisiert werden. Die Bahn hatte bereits Milliardeninvestitionen in neue Züge bekanntgegeben. Bis Ende 2024 sollten 137 Züge der Baureihe ICE 4 beschafft werden. Der Fahrplan solle im kommenden Jahr deutlich ausgeweitet werden.

Aktuell gebe es 285 ICE-Züge im Bestand – dieser werde bis 2024 auf mehr als 400 ICE-Züge erweitert werden. Störanfälligkeiten von Fahrzeugen und Netz sollten verringert, das Erscheinungsbild der Bahnhöfe und der Komfort verbessert werden. Die richtige Information über Gleiswechsel und Wagenreihung habe sich durch eine „Prozessoptimierung“ gerade beim ICE deutlich verbessert – gerade eine andere Wagenreihung sorgt für Ärger bei Bahnkunden.

Zur Pünktlichkeit heißt es im Schreiben, die Werte im Fern-, Nah- und Güterverkehr lägen per September über den Werten des Vorjahres. Die Maßnahmen der Bahn wirkten. Die vergangenen Monate aber hätten gezeigt, dass bei immer mehr Verkehr auf einer baustellenbedingt immer knapperen Infrastruktur und weiter steigenden externen Witterungseinflüssen wie der Hitze im Sommer das Erreichen der Pünktlichkeitsziele anspruchsvoll bleibe. 

Lutz schrieb, die Bahn werde trotz des „schwierigen Marktumfelds“ für einen Verkauf der Auslandsverkehrstochter Arriva die vorgeschriebene Obergrenze der Nettofinanzschulden von 25,4 Milliarden Euro einhalten. Die Bahn hatte vor Kurzem den geplanten Verkauf vorerst gestoppt.

(maxi/dpa)
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