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Düsseldorf Ruiniert der Sparkurs die Griechen?

Düsseldorf · Die griechische Wirtschaft kommt nicht in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal um 6,9 Prozent geschrumpft. Der Grund: Der strenge Sparplan, den die EU den Griechen für ihr Hilfspaket auferlegt hat, stranguliert die Wirtschaft. Sparen sich die Griechen kaputt?

Der Sparplan Athens wirkt in viele Richtungen: Lohnkürzungen und Steuererhöhungen dämpfen den Konsum, der Dreiviertel der griechischen Wirtschaftsleistung ausmacht. Das lässt die Umsätze im Einzelhandel schrumpfen – und damit die Steuerabgaben. Das macht es dem Staat schwieriger, sein Defizit abzubauen.

Gespart wird auch bei den Investitionen: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres gab Athen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 38 Prozent weniger für neue Straßen, Gebäude und Kindergärten aus. Das verschlechtert die Auftragslage der Unternehmen, sie zahlen weniger Steuern, die Einnahmen des Staats sinken weiter.

Im öffentlichen Dienst wird ebenfalls der Rotstift angesetzt – schließlich leisten sich die Hellenen eine der größten Bürokratien der Welt. Der Stellenabbau verursacht Arbeitslosigkeit, der Konsum sinkt, die Firmen streichen weitere Jobs. Im Mai kletterte die Arbeitslosenquote von 15,9 auf 16,6 Prozent. Die Folge: Weniger Bürger zahlen Einkommenssteuern, mehr Bürger beanspruchen Sozialleistungen. So gingen die Staatseinnahmen in den ersten sieben Monaten 2011 um 1,9 Milliarden Euro zurück, während die Ausgaben – das Investitionsbudget ausgenommen – um 2,7 Milliarden Euro zulegten.

Obwohl das Sparpaket die Wirtschaft zermürbt, ist es der einzige Weg aus der Krise. "Griechenland hat lange Zeit über seine Verhältnisse gelebt und muss sich jetzt gesund sparen", sagt Jürgen Matthes, Experte für internationale Wirtschaftspolitik am Institut der deutschen Wirtschaft. "Die Hellenen müssen ihre Strukturen reformieren, dann wird ihre Wirtschaft langfristig wieder wachsen." So müssten etwa die Steuern effizienter eingetrieben und die Wirtschaft liberalisiert werden. Auch ein Investitionsprogramm der Euro-Länder sei sinnvoll. Dafür setzt sich auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ein: Er will Anfang Oktober mit deutschen Unternehmensvertretern nach Griechenland reisen, um vor Ort konkrete Unterstützungsmaßnahmen zu erörtern.

Trotz aller Hilfen muss Athen es schaffen, seinen Haushalt auszugleichen. "Wenn Griechenland weiter mehr ausgibt als es einnimmt, steigen die Schulden und damit die Zinszahlungen immer weiter", sagt Roland Döhrn, Konjunkturexperte am Institut für Wirtschaftsforschung. Irgendwann würden die Griechen dann nur noch arbeiten, um ihre Schulden zu bezahlen. "Griechenland bleibt nichts anderes übrig, als zu sparen", so Döhrn.

(RP)
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