Berlins Pannenflughafen Mehdorn denkt über stufenweise BER-Öffnung nach

Schönefeld · Der neue Hauptstadtflughafen könnte auch stufenweise in Betrieb gehen. "Es gibt immer sieben Wege, die nach Rom führen", sagte Flughafenchef Hartmut Mehdorn am Freitag in Schönefeld. "Wir denken über alles nach."

Freie Fahrt für Hartmut Mehdorn am neuen Hauptstadtflughafen: Der Aufsichtsrat gab dem neuen Chef am Freitag grünes Licht, die Betreibergesellschaft mit dem Programm " Sprint" umzukrempeln und so den Stillstand auf der Baustelle aufzulösen. "Wir geben jetzt Gas", kündigte Mehdorn an. Das Milliardenprojekt solle nach vier geplatzten Eröffnungsterminen so schnell wie möglich ans Netz. Dabei könnte Mehdorn auch unkonventionelle Wege einschlagen: So sollen einige entlassene Flughafen-Architekten zurückkehren und auch eine stufenweise Inbetriebnahme des neuen Flughafens ist möglich.

"Es gibt immer sieben Wege, die nach Rom führen", sagte Mehdorn. "Wir denken über alles nach." Einen Beschluss über eine Teilinbetriebnahme gebe es aber nicht. Oberstes Ziel sei es, den Flughafen zügig fertigzustellen. Einen neuen Termin will Mehdorn noch in diesem Jahr nennen. Vor der geplatzten Eröffnung im Juni 2012 war geplant, in einer Nacht von Tegel und Schönefeld zum Neubau umzuziehen und die Altflughäfen umgehend zu schließen.

Airlines müssen mitziehen

Bei einem stufenweisen Umzug müssten auch die Fluggesellschaften mitziehen, sagte Mehdorn. Dort wird die Variante kritisch gesehen. Müsse sich eine Airline auf zwei Flughäfen verteilten, entstünden zusätzliche Kosten. Widerstand sei möglich, wenn ein Unternehmen nach Schönefeld umziehe, während andere noch am innenstadtnahen Flughafen Tegel bleiben dürften, hieß es in den vergangenen Tagen aus Airline-Kreisen.

Mehdorns neue Mannschaft am Hauptstadtflughafen nimmt unterdessen Gestalt an: Der frühere Betriebsleiter des Flughafens Tegel, Elmar Kleinert, kehrt vom Flughafen Paderborn zurück. Er werde künftig wieder den Betrieb in Tegel sowie am alten Flughafen Schönefeld leiten, später dann am neuen Flughafen, kündigte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als Aufsichtsratschef an.
Der Hauptstadtflughafen soll zudem einen Finanzgeschäftsführer erhalten. In den nächsten Tagen werde ein Vorstellungsgespräch geführt. Bewerbernamen verriet Platzeck nicht. "Ich bleibe dabei, dass ein bisschen Weiblichkeit der Geschäftsführung gut tun könnte."

Mehdorn sagte nicht, welche Experten er aus dem Büro des entlassenen Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan zurückholen will. Die Gespräche liefen, hieß es. Er wolle die Architekten einladen, für drei bis vier Monate mitzuarbeiten. Aus Sicht des Bundes Deutscher Architekten hatte der Rauswurf den Bau zum Erliegen gebracht. Diese Erkenntnis setze sich nun durch, teilte der Verband am Freitag mit.

Mehdorn braucht Gerkans Leute für "Sprint". Er will für sechs bis acht Monate eine zentrale Steuereinheit auf der Baustelle einrichten. Jeden Morgen um 9 Uhr sollen sich die Verantwortlichen der 20 bis 30 Module treffen, in die Mehdorn das Projekt aufteilen will. "Ohne E-Mails, ohne lange Entscheidungswege - alle Teilnehmer sind im Raum."

Uneinigkeit über Tegel

Uneins ist der neue Chef mit Platzeck weiter über den Flughafen Tegel, den Mehdorn dauerhaft offen halten will. "Eigentlich hat jede Hauptstadt dieser Welt mindestens zwei Airports", erneuerte er seine Forderung. Bislang ist festgelegt, dass Tegel spätestens sechs Monate nach der Eröffnung des Hauptstadtflughafens schließen muss. Gefragt nach einer Verlängerung darüber hinaus sagte Platzeck am Freitag: "Wir werden über ein, zwei, drei Monate miteinander reden müssen, können, vielleicht - das wird die Zeit zeigen." Alle sinnvollen Möglichkeiten, die bei der Eröffnung helfen, sollten ausgeschöpft werden.

Rechtlich ist ein Parallelbetrieb nach einem Gutachten des Bundestags übergangsweise machbar. So wäre es auch möglich, Stück für Stück zum neuen Flughafen umzuziehen. Platzeck stellte aber klar, dass er sich aus wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen nicht vorstellen könne, Tegel dauerhaft parallel weiter zu betreiben.

Der Aufsichtsrat will künftig nur noch alle sieben bis acht Wochen tagen und damit seltener als zuletzt. Mehdorn habe die Zügel fest in der Hand, hieß es zur Begründung.

(dpa/felt/csi)
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