Covestros TDI-Anlage in Dormagen in Revision Gaskrise – Vassiliadis warnt vor Betriebs-Stillständen

Düsseldorf · Der Chemiekonzern Covestro hat seine TDI-Anlage in Dormagen in der Revision. Die Energiekosten des Konzerns verdreifachen sich. Der Chef der IG BCE, Michael Vassiliadis, sagt: „Zu Gas gibt es vorerst keine Alternative.“

 Covestro-Anlage in Dormagen.

Covestro-Anlage in Dormagen.

Foto: Covestro

Die Gaskrise setzt Unternehmen und Verbrauchern europaweit zu. „Es drohen Abrisse der Wertschöpfungsketten“, warnte Michael Vassiliadis, Chef der Chemie- und Energie-Gewerkschaft IG BCE. Für Branchen wie die Chemie sei Gas als Energieträger und Rohstoff elementar. „Einige Unternehmen haben Produktionsanlagen schon abgeschaltet und nennen das offiziell noch Revision“, sagte er bei der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung. Wenn das noch über Monate so gehe, werde es für Unternehmen zum großen Problem. Vassiliadis verwies darauf, dass etwa Covestro seine große TDI-Anlage in Dormagen in Revision habe. Andere Chemieunternehmen würden ihre Cracker-Anlagen abschalten.

Toluoldiisocyanat (TDI) ist ein wichtiger Rohstoff für Polyurethan-Weichschaum, der in Matratzen, Polstermöbeln und Autositzen verwendet wird. Die TDI-Anlage in Dormagen ist 2014 als eine der ganz großen in Europa in Betrieb gegangen und hat eine Kapazität von 300.000 Tonnen im Jahr. Doch nun steht die energieintensive Anlage still. Der Sprecher des Chemiekonzerns betonte: „Derzeit befindet sich die Anlage in der Tat in einer technischen Revision. Der Stillstand war geplant und geht nicht auf die aktuelle Energiekrise zurück. Wir liegen in dem von uns geplanten Zeitraum.“ Obwohl noch genug Gas zu bekommen ist, ist Covestro massiv von der Krise betroffen - wegen der hohen Preise. „Die extrem hohen Energiepreise stellen eine große Belastung für Covestro und andere energieintensive Unternehmen dar. Wir rechnen damit, dass unsere Energiekosten im laufenden Jahr auf gut 2,2 Milliarden Euro klettern könnten – im Jahr 2020 waren es noch rund 600 Millionen Euro“, sagte der Sprecher des Leverkuseners Konzerns. Vor diesem Hintergrund überwache man europaweit die Produktionskapazitäten und sei auf alle Entwicklungen vorbereitet.

Die über 100 Mitarbeiter der TDI-Anlage arbeiten wie gewohnt weiter. Doch eine lange Krise kann insbesondere in der Chemie-, Glas- und Düngemittel-Branche auch auf die Beschäftigung durchschlagen. Vassiliadis kritisierte, dass manche Konzerne gegen seinen Rat noch vor Monaten Aktienrückkäufe vorgenommen hätten. „Die Unternehmen haben Milliarden verbrannt, die ihnen nun fehlen.“ Von der Politik forderte er Pragmatismus und Ehrlichkeit. „Zu Gas gibt es vorerst keine Alternative, sonst drohen große Schäden in der Wirtschaft“, sagte Vassiliadis, der auch Chef der Gas-Kommission der Bundesregierung ist, die bis Ende Oktober konkrete Vorschläge zur Begrenzung der hohen Wärme- und Gaskosten in Deutschland vorlegen soll. Gaskraftwerke seien die Brücke in das Zeitalter der erneuerbaren Energien. Doch für den Ökostrom ginge der Netzausbau viel zu langsam voran. Wenn die Gasumlage falle, müsse man über andere Wege sprechen, um Uniper und anderen Gasimporteuren zu retten. „An die Schuldenbremse müssen wir ran.“

 Der Gaspreis fährt Achterbahn. Nach Bekanntwerden des Pipeline-Lecks zog der Gaspreis im Großhandel auf 199 Euro je Megawattstunde an. Gerade erst hatte sich der Preis auf 189 Euro erhöht. Ende August hatte der Preis noch bei 347 Euro gelegen.

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