Energiekrise in Düsseldorf Wie die Papierfabrik in Bilk durch die Krise kommt

Düsseldorf · Die Produktion von Strom und Wärme soll bei der Papierfabrik Julius Schulte in Düsseldorf-Bilk bald wieder mit Öl und nicht mehr nur mit Gas möglich sein. Wie die hohen Energiepreise das Unternehmen treffen und wie es sich schlägt.

 Blick auf die Papierfabrik in Bilk.

Blick auf die Papierfabrik in Bilk.

Foto: Papierfabrik Julius Schulte

Während der Hygienepapierhersteller Hakle Insolvenz anmelden musste, steht die Papierfabrik Julius Schulte in Bilk trotz schwieriger Umstände besser da. Vor allem ist es offenbar rechtzeitig gelungen, die gestiegenen Energie- und Materialkosten an die Kunden weiterzugeben.

„Ohne diese Bereitschaft unserer Kunden hätten wir die Produktion einstellen müssen“, sagt Ditmar Schulz, Kaufmännischer Leiter bei der Julius Schulte Söhne GmbH & Co. KG. Da die Einkaufspreise für Gas und den benötigten Rohstoff Altpapier aktuell allerdings sogar etwas gesunken seien, werde es für die Kunden in diesem Monat Nachlässe von zehn Prozent geben.

1,5 Prozent des gesamten Gasbedarfs in Düsseldorf gehen auf die Papierfabrik zurück. Um sich für die Zukunft unabhängiger vom Gas zu machen, das für das eigene Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung für die Produktion von Strom (und Wärme) benötigt wird, will man auf Öl umstellen und eine alte Anlage wieder nutzen. Zehn Mitarbeiter werden laut Schulz zurzeit als Kesselwärter geschult. Im November soll der Testbetrieb starten.

Jedoch ist unklar, inwieweit das Öl tatsächlich zum Einsatz kommt. Denn die Einkaufspreise schwanken enorm. Noch vor sechs Wochen wäre laut Schulz ein vollständiger Umstieg auf Öl wirtschaftlich gewesen, vor drei Wochen ein Mischbetrieb und zurzeit wäre wohl Gas wieder erste Wahl. Die Kalkulation basiert nicht nur auf dem Einkaufspreis für Gas und Öl.

Da mit dem Einsatz von letztgenanntem Energieträger ein höherer CO2-Ausstoß verbunden wäre, sodass mehr Zertifikate gekauft werden müssten. Außerdem wird beim Einsatz von Öl mit der Dampfturbine weniger Strom produziert, sodass mehr zugekauft werden muss. Das wird vor allem im nächsten Jahr teurer, wenn laut Schulz der neue, zurzeit noch zu verhandelnde Vertrag mit den Stadtwerken gilt.

Die Papierfabrik an der Fruchtstraße produziert seit 1886 Papier und Karton aus Altpapier. Zu den Kunden des Unternehmens mit rund 100 Mitarbeitern zählt auch Hakle. Die Lage bei Julius Schulte beschreibt Schulz als „auskömmlich“, man „fahre aber auf Sicht“.

Man hoffe auf neue Regeln der Bundesregierung für Preisdeckel bei der Energie und Einsparungen in der gesamten Gesellschaft. Es gelte zu verhindern, dass ungeschützte Kunden wie die Papierfabrik in einer Mangellage abgeklemmt werden, worauf ein Dominoeffekt folgen könnte.

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