Autobauer FiatChrysler und PSA Fusion als Ausweg

Paris/Rom · Die Herausforderungen in der Automobil-Industrie sind gewaltig. Um sie zu meistern, wollen sich Fiat-Chrysler und die Opel-Mutter PSA nun verbünden. Die Konsequenzen dürften laut Experten auch in Deutschland zu spüren sein.

(dpa) Die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen mit einer Mega-Fusion der Krise in der Autoindustrie trotzen. Als künftig viertgrößter Hersteller der Welt mit Hunderttausenden Mitarbeitern werde der neue Konzern zu einem „Hauptakteur“ der Branche aufsteigen, wie die Unternehmen mitteilten. Die Konzerne hatten sich bereits Ende Oktober auf offizielle Gespräche verständigt und damit Wirbel in der schwächelnden Branche ausgelöst. Nun unterschrieben sie eine Fusionsvereinbarung. Der Zusammenschluss muss noch von Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Auch die Aktionäre müssen noch zustimmen. Fiat Chrysler setzte 2018 115,4 Milliarden Euro um, Peugeot PSA kam auf  74 Milliarden Euro. An der Börse ist Fiat Chrysler  rund 21 Milliarden Euro wert, PSA eine Milliarde weniger.

Die Branche steht unter Zugzwang. Der Schulterschluss der Massen-Hersteller ist deshalb kein Zufall. Autobauer müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren. Fiat Chrysler hat zudem besondere Probleme. Der italienisch-amerikanische Hersteller hatte unter der Führung des gestorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den Vereinigten Staaten erfolgreich.

PSA-Konzernchef Carlos Tavares, der als knallharter Sanierer gilt, betonte, die Fusion sei „eine hervorragende Gelegenheit, eine stärkere Position in der Automobilindustrie“ einzunehmen. Es gehe darum, den Übergang zu einer „sauberen, sicheren und nachhaltigen Mobilität“ zu meistern.

FCA-Verwaltungsratschef John Elkann nannte die Fusion in einem Brief an die Mitarbeiter „einen Meilenstein“. Der neue Konzern werde zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge absetzen. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund sind größer als der neue Auto-Gigant. Der geplante Verbund kommt auf einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als elf Milliarden Euro – ohne die Marken der Zulieferer Magneti Marelli und Faurecia. Beschäftigt werden nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet negative Auswirkungen für Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall. „Das wird die Marke noch mehr unter Druck setzen, denn Alfa und Jeep sind nun die Premiumsparten der Gruppe und nicht mehr Opel. Es wird ein hartes Restrukturierungsprogramm geben, vor allem in Europa“, sagte er. Stellenstreichungen in großem Stil seien zu erwarten. „Meiner Meinung nach sind 10.000 Mitarbeiter zu viel an Bord. Die neue Gruppe braucht keine Entwicklungszentren in Rüsselsheim, Paris, Italien und in den USA. Die größten Verlierer werden Ingenieure bei Fiat, Peugeot und Opel sein.“

Opel-Chef Michael Lohscheller bewertet den Zusammenschluss hingegen positiv. Es entstehe ein noch schlagkräftigerer Konzern, das biete auch für Opel viele Chancen. „Wir werden auch in dem neuen, größeren Konzern die einzige deutsche Marke sein und für deutsche Ingenieurskunst stehen“, sagte er.

Die Fusion soll Spareffekte von 3,7 Milliarden Euro bringen, ohne eine Fabrik zu schließen.Der französische Staat, Anteilseigner bei PSA, zeigte sich zuversichtlich. „Die Vereinbarung ist eine sehr gute Nachricht für Frankreich, für Europa und für unsere Autoindustrie“, sagte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire.

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