Bitcoin und Co. Das Risiko beim Kryptogeld

Düsseldorf · Die Kurse von Bitcoin und Co. sind seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs stark gefallen. Die Anfälligkeit für Schwankungen ist gewaltig. Das liegt auch daran, dass der Markt relativ klein ist.

 Kryptowährungen wie der Bitcoin sind die Investments, die im Wert am stärksten schwanken. Wer vor fünf Jahren in Bitcoins investiert hätte, der hätte bis heute sein Vermögen mehr als verachtfacht.

Kryptowährungen wie der Bitcoin sind die Investments, die im Wert am stärksten schwanken. Wer vor fünf Jahren in Bitcoins investiert hätte, der hätte bis heute sein Vermögen mehr als verachtfacht.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Die Frage, wie man sein Geld anlegt, ist immer auch eine des Zeitpunkts und des Zeitraums. Erst recht, wenn es um so hochvolatile Anlagen wie jene in Kryptowährungen geht. Wer beispielsweise vor fünf Jahren in Bitcoins investiert hätte, der hätte bis heute ungeachtet aller Kursschwankungen sein Vermögen mehr als verachtfacht. Wäre das erst vor einem halben Jahr passiert, wäre das Vermögen halbiert. Rechtzeitig einsteigen und aussteigen ist beim Kryptogeld noch wichtiger als bei anderen Investments. Was Anleger wissen ­sollten:

Entwicklung Die Kursverluste der vergangenen Monate sind nicht zuletzt eine Folge des Kriegs in der Ukraine. Seit dem Angriff Russlands auf das Nachbarland im Februar dieses Jahres ziehen viele Investoren ihre Mittel aus riskanteren Geldanlagen ab. Das hat auch mit der Sorge vor einer Rezession zu tun. In den Abwärtssog sind neben den Aktienmärkten auch die Kryptowährungen geraten, wobei deren Kurse teils deutlich stärker gesunken sind als die der Anteilsscheine an Unternehmen. Beispiel: Seit Kriegsbeginn hat der Bitcoin mehr als 42, der Dax dagegen „nur“ 13 Prozent an Wert eingebüßt. Fazit: Je schwankungsanfälliger die Geldanlage, umso größer die Ausschläge.

Volatilität Kryptowährungen sind ohne Zweifel die Investments, die im Wert am stärksten schwanken. Das liegt in erster Linie daran, dass der Markt so klein ist. Einer aktuellen Studie der Dekabank zufolge lag die gesamte Marktkapitalisierung der rund 10.000 existierenden Kryptowährungen bei weniger als drei Billionen Euro. Zum Vergleich: Allein Apple bringt an Börsenwert mehr als 2,3 Billionen Euro (Stand vom Freitag) auf die Waage. „Das macht den Markt schwankungsanfällig und leicht manipulierbar. Auch gibt es keinen sinnvollen Maßstab für eine Bewertung des Marktes, den man zur Beurteilung heranziehen könnte, ob aktuelle Kurse gerechtfertigt, zu niedrig oder völlig übertrieben sind. Dies alles sollte bedacht werden, wenn man sich mit dem Gedanken befasst, in Krypto-Anlagen zu investieren“, schreiben die Autoren der Dekabank-Studie.

Steuern Nicht der entscheidende Aspekt für ein Investment, aber durchaus bedenkenswert: In den Steuerrichtlinien des Bundesfinanzministeriums steht, dass Gewinne aus Krypto-Anlagen nach einer Haltefrist von zwölf Monaten nicht mehr steuerpflichtig sind. Damit werden sie steuerlich besser behandelt als Wertpapiere, für deren Kursgewinne in der Regel unabhängig von der Haltedauer Steuern bezahlt werden müssen.

Nachteile Natürlich sind alle Geldgeschäfte, die auf Plattformen laufen, ein potenzielles Ziel für Hacker. Im ersten Quartal dieses Jahres konnten die Internet-Kriminellen laut Dekabank offenbar 1,3 Milliarden Dollar erbeuten. In den vergangenen elf Jahren seien laut Schätzungen rund zwölf Milliarden Dollar in die Hände der Hacker gefallen, heißt es. Das schadet dem Vertrauen der Anleger und lässt manchen vor einer Anlage in Kryptogeld zurückschrecken. Dazu kommt, dass die angekündigten Zinserhöhungen auf die Kurse drücken und hohe Strompreise die Kosten für die Produktion von neuem Kryptogeld nach oben treiben. Um das zu finanzieren, mussten sich manche schon von einem Teil des virtuellen Vermögens trennen.

Nebenwirkungen Der Krieg Russlands in der Ukraine hat direkte Auswirkungen auf den Kryptomarkt gehabt. Zig Millionen Euro sind sozusagen als Kryptospenden in die Ukraine geflossen – das ist die positive Seite. Aber: Als ein Teil der russischen Banken aus den internationalen Zahlungssystemen ausgeschlossen worden war, stiegen die Bitcoin-Kurse deutlich, vermutlich auch weil die russischen Oligarchen Zahlungen darüber abwickelten. Auch solche geopolitischen Risiken können also den Kurs beeinflussen.

Stablecoins Das sind digitale Recheneinheiten, die beispielsweise an den Dollar oder an Gold gekoppelt werden und damit eigentlich weniger schwankungsanfällig sein sollen als andere Kryptowährungen. Aber auch da hat es in den vergangenen Monaten erhebliche Kursverluste gegeben. Wertstabil sind die Stablecoins also genauso wenig.

Regulierung Die strengere Kontrolle dieser Stablecoins ist ein Punkt des einheitlichen Rechtsrahmens, auf den sich die EU vor eineinhalb Wochen in Sachen Kryptogeld geeinigt hat. Dazu gehören auch Zulassungsvorschriften für Broker und Börsen, die Verpflichtung für Kryptofirmen, Umweltbilanzen vorzulegen, der Kampf gegen Geldwäsche und ein öffentliches Register. Um solche Regeln wird seit Jahren gekämpft, und manche haben seither Bitcoin und Co. den Tod vorhergesagt, sobald die Regierungen dieser Welt die Regulierung des Marktes vorantreiben würden. Doch das heftig diskutierte Bitcoin-Verbot ist vom Tisch.

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