Deutsche Bank und Commerzbank Die gescheiterte Bankenfusion

Frankfurt · Der Abbruch der Gespräche von Deutscher Bank und Commerzbank wird an vielen Stellen begrüßt.

 Aus der Mega-Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank wird vorerst nichts.

Aus der Mega-Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank wird vorerst nichts.

Foto: FOTO: AP | MONTAGE: PODTSCHASKE

„Sieg der Vernunft“ (CSU-Politiker Hans Michelbach), „Fusion, die ökonomisch nicht sinnvoll wäre“ (privater Bankenverband BdB), „ein Deal, der ein Desaster gewesen wäre“ (Commerzbank-Betriebsrat) – es ist schwer, Stimmen zu finden, die den  Abbruch der Fusionsverhandlungen von Deutscher Bank und Commerzbank bedauern. Mitunter hat es am Donnerstag so ausgesehen, als wenn alle nur darauf gewartet hätten, damit sie mit ihrer Einschätzung nicht länger hinter dem Berg halten müssen. Der Traum vom Zusammenschluss ist mindestens vorerst geplatzt.

„Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen. Für uns war aber von Anfang an klar: Mit einem Zusammenschluss müssten wir höhere und nachhaltigere Renditen für unsere Aktionäre erreichen und die Leistungen für unsere Kunden verbessern können“, erklärten die Bankchefs Christian Sewing (Deutsche Bank) und Martin Zielke (Commerzbank). Das klingt ein bisschen wie: Wir mussten’s ja probieren, auch wenn wir wussten, dass es nicht funktioniert.

Eines der Hindernisse auf dem Weg zum nationalen Champion, den sich vor allem Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies gewünscht haben sollen, war vermutlich der Preis. Wenn man davon ausgeht, dass die Deutsche Bank die Commerzbank hätte übernehme  sollen, wäre auch angesichts der Konkurrenz durch die niederländische ING und die italienische Unicredit ein deutlicher Paketaufschlag fällig gewesen. Rechnet man auf den aktuellen Börsenwert der Commerzbank  beispielsweise 20 Prozent drauf, käme man schon auf annähernd zwölf Milliarden Euro. Das wäre ohne Kapitalerhöhung kaum finanzierbar gewesen, und auch deshalb sollen sich Großaktionäre wie der US-Vermögensverwalter Blackrock gegen die Fusion gesträubt haben.

„Die Entscheidung ist in der gegenwärtigen Situation die richtige“, urteilt auch Hans-Peter Burghof, Professor an der Uni Hohenheim. Die Risiken seien kaum absehbar, die Fusion hätte erst mal hohe Kosten verursacht, und letztlich gebe es derzeit auch ein konjunkturelles Risiko, das die Geschäfte der Bank in den nächsten Jahren beeinträchtigen könnte, sagte Burghof unserer Redaktion. Warum die Politik so sehr an einer neuen nationalen Großbank interessiert war, ist vielen schleierhaft. „Die Deutsche Bank ist schon ein nationaler Champion, der schwer in der Krise steckt, und das Gleiche hätte einer noch größeren Bank auch gedroht“, glaubt Burghof.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll die US-Investmentbank Goldman Sachs, welche die Commerzbank beraten hat und für die  sowohl Kukies als auch Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner schon gearbeitet haben, einen „nennenswerten Millionenbetrag“ kassiert haben, wie es heißt. Deutschlands größte private Kreditinstitute gehen dennoch weiter getrennte Wege. Wie lange die Commerzbank das noch tut, bleibt allerdings offen. In Bankenkreisen werden nicht nur die niederländische ING und die italienische Unicredit als mögliche Käufer gehandelt, sondern auch die französische BNP Paribas. Die Deutsche Bank  muss andererseits ihre Sanierung vorantreiben. Glaubt man Informationen aus der Branche, müsste das Institut, das Ende 2018 noch auf eine Bilanzsumme von 1,35 Billionen Euro kam, noch viel radikaler sparen, als bisher geplant ist. Kenner der Bank reden davon, dass auf Dauer 20.000 bis 25.000 Arbeitsplätze gestrichen werden müssten. Die Probleme (die auch andere in der Branche treffen) sind die bekannten: das niedrige Zinsniveau,  die Überregulierung des Bankenmarktes, die wachsende Digitalisierung. Und Deutsche-Bank-spezifisch immer noch Risiken aus Rechtsstreitigkeiten, die noch nicht abgearbeitet sind. Da nehmen sich 200 Millionen Euro Gewinn im ersten Quartal spärlich aus. Das haben sich die Börsianer vermutlich auch gedacht: Nach anfänglichen Gewinnen rutschte die Deutsche-Bank-Aktie am Nachmittag wieder ins Minus. Genau so wie die der Commerzbank.

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