Bayer vor der Hauptversammlung Gutes Monsanto, böses Monsanto

Leverkusen · Der Kauf des US-Saatgutherstellers hat den Umsatz im ersten Quartal nach oben katapultiert. Damit kann Bayer punkten. Aber schon im ersten Quartal hat das Geschäft fast 500 Millionen Euro Belastungen gebracht. Am Freitag wird es für Bayer-Chef Baumann ernst.

 Das Werk der Bayer AG im Chemiepark von Leverkusen. (Archiv)

Das Werk der Bayer AG im Chemiepark von Leverkusen. (Archiv)

Foto: dpa/Oliver Berg

Werner Baumann muss am Freitag in der Hauptversammlung vor die Aktionäre treten und ihnen erklären, warum der Kauf des amerikanischen Saatgutanbieteters Monsanto doch eine gute Idee war. Er kann dann zumindest auf das Wachstum verweisen, das der hoch umstrittene Zukauf in Amerika den Leverkusenern gebracht hat. Im ersten Quartal ist der Bayer-Umsatz auch dank Monsanto um mehr als 42 Prozent auf 13 Milliarden Euro gestiegen.

Das ist die gute Seite des Monsanto-Deals, und auf die wird Baumann beim Aktionärstreffen umso lieber verweisen, je mehr der Dialog mit den Anteilseignern in eine wenig angenehme Diskussion über hohe Risiken und Kosten münden wird. Und das erscheint sicher. Etwa 492 Millionen Euro sind in den ersten drei Monaten für den Kauf und die Integration von Monsanto angefallen. Dazu kommen noch einmal fast 400 Millionen Euro an Restrukturierungskosten für den Bayer-Umbau, dem allein in Deutschland rund 4500 Arbeitsplätze zum Opfer fallen sollen. Konsequenz: Unter dem Strich ist das Ergebnis um mehr als ein Drittel auf rund 1,24 Milliarden Euro gesunken.

Monsanto bleibt ein schwer kalkulierbares Risiko für die Zukunft von Bayer. In den vergangenen drei Monaten hat sich in den Vereinigten Staaten die Zahl der Kläger, die das glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel Round-up für ihre gesundheitlichen Probleme (meist Krebserkrankungen) verantwortlich machen und deshalb auf Schadenersatz klagen, um 20 Prozent auf mehr als 13.000 erhöht. Bayer hat zwar gegen das erste Urteil, in dem es um die Klage des krebskranken früheren Platzwarts Dewayne Johnson geht, bereits Berufung eingelegt und wird dies vermutlich auch in anderen Fällen tun. „Bayer steht hinter diesen Produkten und wird sie weiterhin entschieden verteidigen“, erklärte der Konzern in der Mitteilung über die eingelegte Berufung. Aber die Risiken bleiben auf Jahre, und das trifft auch den Konzernchef, dem mehrere Aktionäre respektive Aktionärsvertreter am Freitag die Entlastung versagen wollen.

Abseits aller Monsanto-Effekte kann Baumann mit Blick auf die ersten drei Monate des Jahres 2019 aber damit punkten, dass das Geschäft auch ohne den Zukauf wächst und zumindest operativ alles gut läuft. Bereinigt man den gesamten Umsatz des Konzerns um Währungs- und Portfolio-Effekte, bleibt noch ein Plus von 4,1 Prozent. Der Vorsteuergewinn (Ebitda) ist ohne Sondereinflüsse um fast 45 Prozent auf etwa 4,2 Milliarden Euro geklettert. Und das Agrargeschäft kommt währungs- und portfoliobereinigt noch auf ein Plus von 5,5 Prozent, das der Konzern nach eigenen Angaben vor allem dem Wachstum in Nord- und Lateinamerka zuschreibt.

Im Bereich Saatgut und Pflanzenschutz, der aktuell fast die Hälfte des Konzerngeschäfts ausmacht, liegt viel Hoffnung. Was die übrigen Sparten angeht: Pharma läuft gut und kommt auf ein Wachstum von sieben Prozent, dagegen schwächelt der Verkauf von verschreibungsfreien Arzneien. Zuwächse gibt es nur in Asien/Pazifik und in Nordamerika. Das Ergebnis leidet nicht nur unter schwindenden Absatzzahlen, sondern auch unter steigenden Herstellungskosten und dem Wegfall des US-Geschäfts mit verschreibungspflichtigen Dermatologieprodukten.

Die operativ guten Zahlen haben am Donnerstag auch an der Börse Wirkung im Sinne der Bayer-Aktionäre gezeigt. Der Kurs der Aktie stieg um mehr als drei Prozent. Bayers aktueller Börsenwert liegt damit bei etwas mehr als 56 Milliarden Euro.

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