Düsseldorf Ceconomy hat mal wieder Ärger mit Kellerhals

Düsseldorf · Der Minderheitsgesellschafter hat den Elektronikhändler bei der Bafin angezeigt. Sein Vorwurf: Kursmanipulation.

Zumindest vorübergehend hätte Aristoteles als Börsenprophet getaugt. "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile", lautet eine der Weisheiten des griechischen Philosophen, und sie passt gerade wunderbar auf die Aktien von Metro (neu) und Ceconomy sowie deren gemeinsamen Vorläufer Metro (alt). Die eine kostete gestern 16,50 Euro, die andere 9,20 Euro, was zusammengerechnet etwa zwölfeinhalb Prozent weniger macht als der letzte Börsenkurs der alten Metro aus dem Juli.

Nun gab es bei Aristoteles aber auch noch keine Börsenindizes, an denen sich Fondsmanager beim Kauf ihrer Anteile orientieren. Dass die frühere Metro nach der Aufspaltung vor sechs Wochen vorübergehend aus dem M-Dax flog, weil sie für die Fondsmanager nicht mehr essentieller Bestandteil ihres Portfolios war, ist eine Erklärung für die Kursverluste. Auch Ceconomy liegt unter dem Startkurs von Mitte Juli, aber das beunruhigt die Konzernchefs nicht besonders. Die beiden Vorstandsvorsitzenden Olaf Koch (Metro neu) und Pieter Haas (Ceconomy) haben beide gestern betont, dass die Kursschwankungen in den ersten Wochen erwartbar gewesen seien, und sie hoffen, dass sich das bald einpendelt. Schließlich will auch die neue Metro zurück in den M-Dax.

Gestern haben beide Aktien sich unterschiedlich entwickelt nach der jeweiligen Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2017/2018, das am 30. September endet. Die Metro verlor 1,6 Prozent, obwohl der Lebensmittelhändler (Metro Wholesale, Real) dank Zukäufen und organischem Wachstum den Umsatz um knapp fünf Prozent auf 9,3 Milliarden Euro gesteigert - auch dank einer deutlichen Verbesserung beim Rubel-Kurs - und dabei auch flächen- und währungsbereinigt zugelegt hat. Aber erstens haben schwächere Erträge aus Immobiliengeschäften den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) um vier Prozent auf 230 Millionen Euro sinken lassen; zweitens hat ein Gewinneinbruch beim französischen Handelskonzern Carrefour den Anlegern die Lust auf die Branche genommen - zumindest vorübergehend.

Von solchen Problemen ist Ceconomy unbeleckt geblieben. Allerdings hatte die Aktie des Elektronikhändlers, unter dessen Dach Media-Saturn steckt, gestern auch Verlustpotenzial - zumindest, wenn man die Anzeige des Minderheitsgesellschafters Erich Kellerhals bei der Finanzaufsicht Bafin ernst nimmt. Kellerhals wirft dem Unternehmen, das zu knapp 21 Prozent ihm gehört, Kursmanipulation vor. Hintergrund: Ceconomy hat sich mit 24 Prozent an der französischen Fnac Darty beteiligt und dabei aus Sicht von Kellerhals nicht ausreichend darauf hingewiesen, dass das Unternehmen laut eigener Satzung nicht mehr als 25 Prozent der Anteile kaufen dürfe. Hätte Ceconomy das getan, so Kellerhals, wäre die Aktie nicht um mehr als sieben Prozent gestiegen, wie es vor Kurzem bei der Bekanntgabe des Deals geschehen war.

Dem Vorwurf des Media-Markt-Gründers widerspricht Ceconomy natürlich. Kellerhals' Behauptung sei falsch, erklärt Vorstandschef Pieter Haas: "Wir haben alle notwendigen Freiheiten, um unsere Strategie umzusetzen." Abseits der inhaltlichen Bewertung holt Haas dann die große Keule in einer Art raus, wie es zu alten Metro-Zeiten zumindest unüblich war. "Peinlich" und "skurril" nennt er die Äußerungen des Media-Markt-Gründers, der von den Ceconomy-Anwälten aufgefordert worden sei, solche Behauptungen zu unterlassen. Eine gemeinsame Zukunft könne es nicht geben, meint der Vorstandschef, er sei offen für eine "endgültige Lösung". Ob Kellerhals verkaufen will, ist allerdings offen.Geschäftsschädigend sei das Verhalten des 78-Jährigen, aber auch chancenlos, sagt Haas. Die Anzeige liege Ceconomy noch nicht vor, wenn das der Fall sei, werde man die Bafin nach Kräften unterstützen.

Abseits des x-ten juristischen Scharmützels mit dem Minderheitsgesellschafter ist Haas wie Koch mit dem Zahlenwerk fürs dritte Quartal zufrieden. Ceconomy setzte rund 4,7 Milliarden Euro um, etwa 1,1 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der operative Verlust vor Sonderfaktoren sank von 83 Millionen auf 61 Millionen Euro, was Haas mit deutlichen Steigerungen im Online-Handel und im Servicegeschäft begründet. Für das Gesamtjahr kündigte er leichte Zuwächse beim flächenbereinigten Umsatz und Ebit vor Sonderfaktoren an. Für das zu Ende gehende Geschäftsjahr kündigt Haas beim bereinigten Umsatz eine leichte Steigerung an, und der ebenfalls bereinigte Vorsteuergewinn soll den Vorjahreswert von 466 Millionen Euro übertreffen. Ob das alles am Ende genug ist, um so viel Kursphantasie auszulösen, dass sich Investoren angelockt fühlen, bleibt offen. Die rund drei Prozent Kursgewinn von gestern sind da vielleicht der Anfang gewesen.

(RP)
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