Zwei Jahre vor Ende des Vertrages Metro-Vorstand muss überraschend gehen

Düsseldorf · Der Niederländer Pieter Boone verlässt den Konzern "im gegenseitigen Einvernehmen". Grund für seinen Abgang: das schwache Russland-Geschäft.

 Pieter Boone kam 2011 zur Metro. Sein Nachfolger Philippe Palazzi gehörte dem Führungskreis unter dem Konzernvorstand an.

Pieter Boone kam 2011 zur Metro. Sein Nachfolger Philippe Palazzi gehörte dem Führungskreis unter dem Konzernvorstand an.

Foto: dpa

Wenn ein Manager ein Unternehmen in beiderseitigem Einvernehmen verlässt, dann heißt das nach den Regeln der deutschen Zeugnissprache, dass er seinen Platz nicht ganz freiwillig geräumt hat. Das dürfte bei Pieter Boone, dem bisherigen Chief Operating Officer (COO) des Handelskonzerns Metro, wohl nicht anders gewesen sein. Der 50-jährige Niederländer, der erst im März des vergangenen Jahres in den Metro-Vorstand eingezogen war und dessen Vertrag noch zwei Jahre gelaufen wäre, räumt mit sofortiger Wirkung das Feld. Seinen Job übernimmt Philippe Palazzi (46), seit rund 20 Jahren im Metro-Konzern tätig.

Der Grund für das Scheitern von Boone dürfte in Osteuropa zu suchen sein. Das Russland-Geschäft läuft seit Jahren schlecht. Das liegt zum einen an der schlechten Konjunktur und den mangelnden Konsumausgaben der Bürger in Russland, wie Metro-Chef Olaf Koch seit Jahren betont. Aber offensichtlich sehen er und der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Steinemann auch Management-Fehler.

Niemand ist so eng mit dem Cash & Carry-Geschäft in Russland verbunden wie Boone. Er war Landeschef zwischen 2012 und 2015, er war Vorstandschef von Metro Cash & Carry zwischen 2015 und 2017 und seit dem vergangenen Jahr COO, also der Mann, der das operative Geschäft führt - und damit auch Mitverantwortung für die Russland-Flaute trägt. Die Metro hatte zuletzt wegen der Probleme in Russland ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr 2017/18 gesenkt, was den Kurs der Aktie hatte abstürzen lassen. Ein Börsengang des russischen Großhandelsgeschäfts, dessen Wert vor vier Jahren von Analysten auf etwa sechs Milliarden Euro veranschlagt worden war, ist angesichts des mauen Geschäfts schon lange kein Thema mehr.

Von dem Franzosen Palazzi, geboren in Aix-en-Provence, Ehemann und Vater von vier Töchtern, erhoffen sich die Verantwortlichen nun die Wende. Die hat er vor Jahren schon erfolgreich in seinem Heimatland bewerkstelligt, und er hat zumindest in Ungarn Erfahrungen auf dem mittel- und osteuropäischen Markt gesammelt. Zudem hat er die Landesgesellschaften in Frankreich, Portugal und Spanien geleitet und war zuständig für das globale Marketing sowie für die Metro-Eigenmarken.

Wie üblich gibt es zur Trennung noch ein paar lobende Worte. "Pieter Boone steht mit seiner Laufbahn für die Vielfalt unseres Geschäfts. Er hat sich sehr stark für die Transformation der Metro und die deutlich stärkere Lokalisierung eingesetzt", sagte Chefkontrolleur Steinemann und ergänzte: "Der Aufsichtsrat dankt Pieter Boone für seine Leistungen, seine nachhaltigen Impulse und seinen großen Einsatz für die Metro."

Gleichzeitig betont der Konzern, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen dem Abgang Boones und den Untersuchungen der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Kursmanipulation und Insiderhandel. "Das hat nichts miteinander zu tun", sagte ein Metro-Sprecher auf Anfrage. Bei den Ermittlungen geht es zum einen um den Vorwurf, dass die damalige Metro im März 2016 zu lange gezögert habe, ihre Aufspaltungspläne öffentlich zu machen; zum anderen gehen die Behörden dem Vorwurf des Insiderhandels nach. Steinemann und Boone hatten Ende Februar 2016 Aktien der Metro gekauft. Als der Konzern ein paar Wochen später seine Aufspaltungspläne vorstellte, schoss der Kurs der Metro-Aktie in die Höhe. In Sachen Kursmanipulation war Boone wie alle anderen damaligen Vorstände in Verdacht geraten, weil das gesamte Führungsgremium die Verantwortung für eine rechtzeitige Information der Öffentlichkeit trägt. Die Metro und das Management haben alle Vorwürfe bestritten. Das Ermittlungsverfahren war durch eine Anzeige der Finanzaufsicht Bafin ausgelöst worden.

(RP)
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