Düsseldorf Anlagenbauer Gea streicht 1000 Jobs

Düsseldorf · Betriebsbedingte Kündigungen und die Schließung von Standorten sind nicht ausgeschlossen. Die Zentrale in Düsseldorf soll mehr Macht erhalten. Die Börse ist begeistert, die Aktie ist Sieger im M-Dax.

Der Mischkonzern Gea steht vor dem umfangreichsten Umbau seiner jüngeren Geschichte. Gestern verkündete Vorstandsvorsitzender Jürg Oleas, die Kosten des Unternehmens bis zum Jahr 2017 um jährlich 100 Millionen Euro reduzieren zu wollen. Damit ist auch ein deutlicher Jobabbau verbunden. Weltweit sollen 1000 Stellen gestrichen werden. Gea beschäftigt insgesamt 18.000 Mitarbeiter, 5500 davon in Deutschland. Die Jobs sollen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren reduziert werden. Ein Teil des Stellenabbaus soll über Altersteilzeitregelungen erfolgen. "Wir schließen aber betriebsbedingte Kündigungen nicht aus", sagte ein Firmensprecher auf Anfrage. Auch Standortschließungen als Folge von Zusammenlegungen seien möglich.

Gea hatte erst vor drei Jahren seinen Firmensitz von Bochum nach Düsseldorf verlegt. Das Unternehmen erhält rund drei Viertel seiner Aufträge aus der Lebensmittelindustrie. Großkunden sind etwa Unilever, Mondelez oder Equipment. Gea ist einer der größten Hersteller von Melkanlagen. Die größten Produktionsstandorte in Deutschland sind allesamt in Nordrhein-Westfalen. Allein am Standort in Oelde, wo Zentrifugen entstehen, werden 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Ein weiterer großer Standort befindet sich in Bönen bei Unna.

Realisiert werden soll der Stellenabbau durch Streichungen im Vertrieb und in der Verwaltung. Besonders in der zweiten und dritten Führungsebene soll der Rotstift angesetzt werden, sagte ein Sprecher. Die Produktion dagegen bleibe weitgehend unangetastet. In der Firma legt man Wert darauf, dass es sich nicht um eine Restrukturierung handelt. "Dem Unternehmen geht es wirtschaftlich gut. Wir wollen die guten Zeiten nutzen, um uns für die Zukunft besser aufzustellen", sagte der Firmensprecher.

Intern geht man davon aus, dass der Umbau die Zentrale in Düsseldorf eher stärkt. Alle dezentralen Bereiche sollen direkt an die Hauptverwaltung berichten. Das ist mit einer Namensänderung verbunden: Das Hauptquartier wird künftig als "Global Corporate Center" bezeichnet. Experten erwarten, dass die Zahl der Mitarbeiter durch den Umbau in der Landeshauptstadt gleich bleibt oder leicht steigt.

Die Gea-Gruppe ist aus der legendären Metallgesellschaft hervorgegangen, die 1993 wegen Öltermingeschäften an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten war und Schlagzeilen durch öffentliche Streitereien zwischen Vorstands- und Aufsichtsrats-Chef gemacht hatte. Die ursprüngliche Gea (Gesellschaft für Entstaubungsanlagen) aus Bochum war eine Tochterfirma. Nach einer Krise und Eigentümerwechseln nahm das Unternehmen die Bezeichnung der Tochter an.

Die Anleger begrüßten gestern die Ankündigung des Sparprogramms. Die Aktie des im M-Dax notierten Unternehmens führte zwischenzeitlich die Liste der Tagessieger an. Am Abend war das Papier 3,6 Prozent im Plus.

Das bislang in vier Sparten gegliederte Unternehmen soll künftig in zwei Bereiche aufgeteilt werden. Gea will alle Geschäfte in den Säulen "Equipment" und "Solutions" bündeln. Zur neuen Sparte Equipment gehöre der Verkauf einzelner Maschinen wie Separatoren, Kompressoren oder Dekanter. Bei Solution gehe es um komplette Anlagen für Molkereien, Milchpulverfabriken oder Brauereien. In die Sparten könnten Zukäufe integriert werden, ohne dass deren künftige Gewinne sichtbar gemacht werden müssten, erklärten Analysten. Dies trage aber nicht zur Transparenz bei.

Gea-Chef Oleas Jürg hatte bereits im Mai erklärt, über Zukäufe zu verhandeln. Dabei handele es sich um Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zehn bis 90 Millionen Euro. Gea selbst hatte 2013 Erlöse von 4,3 Milliarden Euro erzielt. Der Konzern hatte im April den Verkauf seines Wärmetauscher-Geschäfts im Wert von 1,3 Milliarden an den Finanzinvestor Triton abgeschlossen. Mit dem Erlös wollte er sein Kerngeschäft stärken, hieß es damals.

(RP)
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