Biathlon-Weltcup in Kanada Deutsche Frauen-Staffel gewinnt im "Gefrierschrank" von Canmore

Canmore/Köln · Bei minus 19 Grad waren die Biathletinnen unter ihrem Kälteschutz kaum zu erkennen. Der deutsche Frauen-Trainer fand den Start der Staffeln „grenzwertig“. Die deutschen Biathletinnen trotzten den Strapazen jedoch tapfer.

 Denise Herrmann (l.) schickt Laura Dahlmeier ins Staffelrennen.

Denise Herrmann (l.) schickt Laura Dahlmeier ins Staffelrennen.

Foto: AFP/DON EMMERT

Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier kämpfte sich dick eingepackt mit orangem Kopftuch durch die arktische Kälte im "Gefrierschrank" von Canmore, Frauen-Disziplintrainer Kristian Mehringer fand's einfach nur "grenzwertig" - doch aller Strapazen zum Trotz feierten die deutschen Biathletinnen in der Staffel bei minus 19 Grad in den kanadischen Rocky Mountains eine perfekte WM-Generalprobe und siegten trotz einer Strafrunde durch Dahlmeier letztlich souverän.

"Die Teamleistung war super", lobte Mehringer sein Quartett mit Vanessa Hinz, Franziska Hildebrand, Denise Herrmann und Dahlmeier in der ARD. Knapp über ein Jahr nach dem bislang letzten Staffel-Sieg in Ruhpolding distanzierten die Frauen des Deutschen Skiverbandes (DSV) nach insgesamt zwölf Nachladern die zweitplatzierten Norwegerinnen um 30,2 Sekunden, Rang drei ging an Frankreich.

Die ersatzgeschwächten DSV-Männer in der Besetzung Roman Rees, Erik Lesser, Philipp Nawrath und Johannes Kühn offenbarten hingegen nach der kurzfristigen Absage von Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer, der krankheitsbedingt auch den Weltcup in der kommenden Woche in Soldier Hollow/USA auslassen wird, arge Schwächen am Schießstand und wurden nach drei Strafrunden und zwölf Nachladern Vierte. Der Sieg ging dort an Norwegen um Saisondominator Johannes Thingnes Bö vor Frankreich und Russland, 1:00,2 Minuten fehlten dem deutschen Team zum Podium. Bei den nächsten Staffelrennen geht es in fünf Wochen in Östersund/Schweden um WM-Medaillen.

Biathlon-Weltcup Canmore: So trotzen die Biathleten der Kälte in Kanada
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So trotzen die Biathleten der Kälte in Kanada

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Trotz der eisigen Kälte entschied sich die Jury, beide Wettbewerbe zu starten. "Wir haben zu bedenken gegeben, dass man auf die Gesundheit der Sportlerinnen achten sollte", sagte Frauen-Coach Mehringer in der ARD und bezeichnete die Entscheidung zur Austragung als "grenzwertig". Laut der Wettkampfregeln des Weltverbandes IBU sind bei Lufttemperaturen von unter minus 20 Grad keine Weltcup-Starts erlaubt. Wegen schlechter Wetterprognosen entschieden sich die Organisatoren dazu, die für Samstag geplanten Sprints auf Sonntag (ab 20.20 Uhr MEZ) zu verschieben (Alle Informationen zum Wintersport gibt es hier).

Schon in den Staffeln waren die extremen Bedingungen nur schwer zumutbar gewesen. "Ich fand es wirklich brutal kalt. Ich habe das ganze Rennen eigentlich meinen linken Daumen nicht gefühlt", sagte Rees: "Es ist von der Temperatur an der Grenze. Viel kälter hätte es nicht sein dürfen." Bei Hinz flossen nach dem Rennen sogar Tränen ob der Strapazen in der Kälte. "Es ist sehr an der Grenze, bis dahin, dass man es hätte absagen müssen, weil es arschkalt ist", sagte sie.

Warm eingepackt mit dicken Handschuhen und Pflastern in den Gesichtern zum Schutz gegen die Kälte waren die Sportler auf die Strecke gegangen. Startläuferin Hinz ließ sich von der Kälte nicht beirren und übergab nach nur einem Nachlader auf Rang zwei an Hildebrand, die ihre Staffel weiter in Tuchfühlung zum Podest hielt. Nach nur drei Nachladern und einer bärenstarken Laufleistung schickte Herrmann Schlussläuferin Dahlmeier gar mit drei Sekunden Vorsprung auf die Italienerinnen ins Rennen. Die siebenmalige Weltmeisterin machte es durch eine Strafrunde beim letzten Schießen noch einmal kurz spannend, brachte den Sieg aber souverän ins Ziel.

(rent/sid)
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